Full text: Hessisches Lesebuch für Fortbildungsschulen

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geärgert, wenn man die Reblausgefahr so leicht nahm. In unseren Weinbergen 
steckt doch so zu sagen unser Hauptvermögen, bei manchem sogar sein einziges Hab 
und Gut, und wenn uns diese Weinberge durch ein so winziges Tier zu grunde 
gerichtet werden sollten, so wäre das ja ganz entsetzlich. In der Zeitung hatten wir 
gelesen, daß das Insekt in den sechziger Jahren an der Rhone zuerst bemerkt 
worden sei. Man hatte es früher nie in Europa gefunden, und Professor Planchon 
in Montpellier hatte ihm den Namen Phylloxera beigelegt. Das war uns nun sehr 
Das ausgewachsene 
ungeflügelte Insekt 
von oben. 
Gesunde Wurzel. 
Geflügeltes erwachsenes Weibchen (stark vergrößerh. 
Das ausgewachsene 
ungeflügelte Insekt 
von unten. 
Verseuchte Wurzel 
gleichgiltig, aber wir machten doch große Augen, als wir immer und immer wieder 
hörten, daßsein so winziges Tier, wie diese Reblaus ist, einen Weinberg um den 
andern zu grunde richtete und kein Land verschonte. Frankreich hat 112 Millionen 
Hektar Weinland durch die Reblauskrankheit verloren und beziffert seinen Schaden 
bereits auf 11 Milliarden Franken. Das schlimmste ist aber dabei der Verlust, 
welchen das Grundstück an Kapitalwert erleidet, namentlich da, wo der Pflug nicht 
zu gebrauchen und nichts anderes als Wein zu bauen ist, oder wo man höchstens 
Waldbäume oder Erdbeeren anpflanzen könnte. Wird wohl da, wo früher Reben 
standen und jetzt Erdbeeren oder dergleichen gepflanzt werden müssen, ein Morgen 
Landes, welchen man für 2-4, 3- bis 4000 Mark verkaufen konnte, jetzt noch gerade 
soviel gelten? In Frankreich soll es oft vorgekommen sein, daß Leute, welche im
	        
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