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3. Die meiste Baumwolle wandert zu Schisse nach England in die
grossen Fabrikstädte. Unter diesen steht Manchester obenan. Dort sind
an 200 Fabriken, und in jeder derselben werden 600—800 Menschen
beschäftigt. Noch einmal wird hier die Baumwolle gereinigt, dann ge¬
sponnen und gewebt. Ein Mädchen kann zwei Webstühle versorgen;
und jeder Stuhl verfertigt täglich ein Stück Kattun, wozu ein Weber mit
der Hand mehrere Wochen gebrauchen würde. Nach der Verschieden¬
heit des Gewebes unterscheidet man Kattun, Nanking, Musselin, Jaconet,
Gingan, Tüll, Barchent, Piqué u. s. w.
348. Mittelamerika und Westindien.
1. Nord- und Südamerika hängen durch eine lange Landbrücke zusammen, die
den Namen Mittel- oder Central-Amerika führt. Dasselbe hat ungefähr die Große
Deutschlands und besitzt viele feuerspeiende Berge. Die südliche Grenze ist die
Landenge von Panama. Durch dieselbe wird gegenwärtig ein Kanal gegraben.
2. Die vielen Inseln, welche zwischen Nord- und Südamerika liegen, nennt
man Westindien. Es gehören dazu die Großen Antillen (Kuba, Haiti,
Jamaika und Pnertoriko), die Kleinen Antillen und die Bahamainseln.
Von den Großen Antillen besitzt Spanien gegenwärtig Kuba und Pnertoriko;
Jamaika gehört den Engländern, und Haiti ist eine Negerrepublik. Das heißfeuchte
Tropenklima befördert einen üppigen Pflanzcnwuchs. Auf den großen Pflan¬
zungen werden besonders Zuckerrohr, Kaffee, Tabak, Baunuvolle und Kakao an¬
gebaut.
349. Südamerika.
1. Südainerika ist fast doppelt so groß als Europa. An der Westküste entlang
zieht sich das längste Kettengebirge der Erde. Es trägt den indischen Namen „die
Anden" oder den spanischen „Cordilleren", d. h. Bergketten. Die höchsten
Gipfel sind der Aconcagua (6800 m) und der Chimborazo (d. h. Schneeberg
beim Dorfe Chimbo). Der Chimborazo u. v. a. speien sehr oft Feuer aus. Da
die Regen im N. (bis zum 40" hin) meist von Osten kommen, so ist der Ostabhang
des Gebirges üppig bewaldet, die Westseite dagegen, namentlich die Küste von Peru
und Chile, öde und wüste. An der Ostseite liegen das brasilianische Bergland
und das Bergland von Guayana. Weite Ebenen trennen die Gebirge: Die
Llanos (d. h. Ebenen) am Orinoco, die Urwälder am Amazonenstrom und die
Pampas (d. h. Felder) westlich und südwestlich vom La-Plata (Silberstrom).
2. Der Amazonenstrom ist der wasserreichste Strom der Welt. Seine Breite
beträgt 7—10 km und steigert sich an der Mündung bis auf 00 km. An
Länge übertrifft er den Rhein 5mal. Langsam fließt er zwischen grünen und
undurchdringlichen Urwäldern dahin. In der Überschwemmungszeit (Januar bis
März) steigt sein Wasser nm 10—12 m. Meilenweit sind dann die Ufer über¬
schwemmt. Die Tiere (Puma, Jaguar, Affen, Faultier u. s. w.) flüchten auf die
Berge oder klettern auf die Bäume. Die Bäume behalten fast alle das ganze Jahr
hindurch ihre Blätter. Unter dem dichten Lanbdache der Baumkronen herrscht ein
geheimnisvolles Dunkel. Hier im Urwalde ist die Heimat der Palmen. In der
feuchtheißen Luft treiben sie Blätter von 12 bis 16 m Länge. Bambusgräser
schießen baunchoch empor. Ihre hohlen Stengel, von Knoten zu Knoten 6 m lang,
dienen den Indianern als Blasrohre, aus denen sie vergiftete Pfeile entsenden.
3. Die Bewohner Südamerikas sind der Mehrzahl nach Indianer. Daileben
findet man Neger und Mischlinge sowie auch Europäer. Die herrschende Sprache