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hohen weltlichen und geistlichen Großen; das Unterhaus, das Haus der Gemeinen,
setzte sich aus den Vertretern des niederen Adels und der Städte 31tjammert.
Unter den Plantagenets begann der große Krieg mit Frankreich. Kaum war
er beendet, so wurde England von einem blutigen Bürgerkriege heimgesucht,
in dem dreißig Jahre lang die Häuser Lancaster und 2)ork um die Herrschaft
rangen. (Kampf der Roten und Weißen Rose.) Mit Heinrich VII. kam das Haus
Tudor auf den Thron (1485—1603).
2. Heinrich Vin. und seine Nachfolger.
Heinrich VIII., der zweite Herrscher aus dem Geschlechte der Tudors, war
erst 18 Jahre alt, als er zur Regierung kam (1509—1547). Er hatte eine aus¬
gezeichnete Erziehung genossen, war ein unübertrefflicher Jäger und Reiter und
ein Freund der Künste und Wissenschaften. Anfangs war er ein Feind
jeder kirchlichen Neuerung; er besuchte fleißig die Messe und schrieb sogar gegen
Luther eine Schrift, in der er die sieben Sakramente und den göttlichen Ursprung
des Papsttums verfocht. Dafür erhielt er vom Papste Leo X. den Titel
„Verteidiger des Glaubens". Bald aber änderte Heinrich seine Stellung zu Rom. Er
zerriß seine Verbindung mit dem päpstlichen Stuhle, weil dieser nicht gewillt
war, die Ehe des Königs mit Katharina von Aragonien, einer Tante Karls V.,
zu lösen. Zugleich machte sich Heinrich zum Ober Haupte der englischen
Kirche und zwang die Geistlichkeit, die Neuerung anzuerkennen. Einen großen
Teil der päpstlichen Einkünfte belegte die Krone mit Beschlag; außerdem wurden
die Klöster aufgehoben und ihre reichen Ländereien an den hohen Adel verschleudert.
An der Kirchenlehre aber wurde nichts geändert; die Artikel, die das Parlament
genehmigen mußte, hielten an der Ausschließung des Kelches, an der Messe, der
Ohrenbeichte und dem Zölibat fest. Mancher, der mit den Anordnungen des
Königs nicht einverstanden war, bestieg das Schafott oder den Scheiterhaufen.
Ebenso willkürlich verfuhr Heinrich VIII. mit seinen Gemahlinnen; von seinen
sechs Frauen endeten zwei unter dem Beile des Henkers. — Unter Eduard VI.
(1547—1553) machte der Protestantismus weitere Fortschritte. Die Ketzergesetze
und die Artikel Heinrichs wurden aufgehoben; dagegen wurde der Kelch eingeführt
und den Geistlichen die Ehe gestattet. — Maria „die Blutige" (1553—1558)
fühlte sich berufen, den Katholizismus in feiner Reinheit wiederherzustellen.
Sie erkannte den Papst wieder als Oberhaupt der Kirche cm und ließ alle Neuerun-
gen in der Lehre aufheben. Hunderte von Protestanten wanderten auf den
Scheiterhaufen oder auf das Schafott. Dennoch breitete sich das Evangelium
immer mehr unter dem Volke aus.
3. Elisabeth 1558—1603.
Auf Maria folgte ihre Halbschwester Elisabeth. Sie hatte eine harte Jugend
erlebt und war sogar von ihrer Vorgängerin eine Zeitlang gefangen gehalten worden.
Sie stellte sich die Aufgabe, dem Lande und dem Volke nach den jähen Gegen-
sätzenRuhe und Frieden zu verschaffen. Deshalb führte sie mit Milde die Refor-
mation durch, indem sie durch das Parlament 39Artikel genehmigen ließ, die