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in den verschiedensten Beziehungen durch gute Gesetze und Einrichtungen
zu ordnen. Besonders aber lag ihm das Werk der Kirchenverbesserung am
Herzen, da die guten Anordnungen seines Vaters durch das Interim wieder
vereitelt worden waren. Zu diesem Geschäft berief er den Johannes Brenz,
machte ihn zum Probst d. i. zum ersten Geistlichen der Stiftskirche in
Stuttgart und bediente sich seines Rathes und seiner Arbeit in allen wich¬
tigen kirchlichen Angelegenheiten. Eine neue „Kirchenordnung", die Ein¬
richtung der Klosterschulen zur Vorbildung junger Leute für die Hochschule,
die Erweiterung des theologischen Stifts in Tübingen zur Heranbildung
von evangelischen Geistlichen, die Vereinigung der Einkünfte von Kirchen,
Klöstern und anderen geistlichen Stiftungen zu einem Kirchengute, das auf
ewige Zeiten zum Unterhalt der Kirchen und Schulen dienen sollte: alle
diese und ähnliche Einrichtungen beweisen, wie Christoph auch für die Kirche
und das geistliche Wohl seines Volkes unermüdet thätig gewesen ist. Für
die Bildung des Volkes und namentlich der Jugend sorgte dieser Landes¬
vater treulich und weise. In allen Orten des Landes wurden Schulen
angeordnet, damit die Jugend in der Furcht Gottes, rechter Lehre und
guter Zucht wohl unterrichtet werde; und auch die Mädchen sollten am
Schulunterricht theilnehmen, was bisher nur in etlichen Schulen geschehen
war. Die Schulmeister sollten nur noch nebenbei Meßner sein, da die
Meßnereien durch Abschaffung der katholischen Gebräuche einen großen
Theil ihrer Beschäftigung verloren hatten, aber nicht mehr auch noch Büttel
und Feldschützen. Auf dem Landtage im Jahr 1565 ward feierlich ge¬
lobt, „daß Herr und Land zur Erhaltung der erkannten und bekannten
Wahrheit all ihr äußerstes Vermögen Leibs, Guts und Bluts zusammen¬
setzen und durch die Gnade des Allmächtigen beständig dabei bleiben wollen".
3. Jedoch nicht allein auf das Vaterland sondern auch aufs Ausland
erstreckte sich seine eifrige Thätigkeit. Bei den damals herrschenden Religions¬
streitigkeiten in der protestantischen Kirche führte er mit seinen Gelehrten
die erste Stimme, und namentlich bei dem im Jahr 1555 gehaltenen Reichs¬
tag zu Augsburg, wo hauptsächlich durch seine Thätigkeit der allgemeine
Religionsfriede zu Stande kam, der sich auf alle katholischen und lutherischen
Stände erstreckte. Er gab sich alle Mühe, sämtliche Protestanten zu einer
Einheit zu bringen, und nahm sich auch seiner Glaubensgenossen in Öster¬
reich, Ungarn, Kroatien, Polen, der Schweiz und Frankreich mit Rath und
That an. Unter seinem Schutze entstand auch eine Bibelanstalt. Im
Jahr 1562 nemlich wurde unter der Leitung des Freiherrn Hans Ungnad
von Sonnegg, der früher österreichischer Gesandter in Konstantinopel gewesen
war, eine eigene Druckerei in Urach angelegt, in welcher mehrere Schriften