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fielen, traten sechs Gendarmen*) ohne anzuklopfen in die Stube, banden
ihm Hände und Füße und führten ihn in die Herberge zum eisernen
Gitter. Und nun wieder fünf Wochen hernach, um die zwölfte
Stunde, spielte Adam mit feinem Haken an der Thür seines Kerkers.
Aber seine Hand zitterte, als wäre er in fünf Wochen fünfzig Jahre
älter geworden, und der Haken brach ab und blieb im Schlüsselloch stecken.
Und drei Tage darauf kam ein Mann im roten Mantel und führte
ihn auf den Richtplatz. Da wurde über ihn der Stab gebrochen.
4 Karl Stöber.
12. Zwei Sprichwörter und ein Bibelwort.
Von zwei unbemittelten Brüdern hatte der eine keine Lust
und keinen Mut, etwas zu erwerben, weil ihm das Geld nicht zu
den Fenstern herein regnete. Er sagte immer: „Wo nichts ist,
kommt nichts hin.“ Und so war es auch bei ihm. Er blieb
sein lebelang der arme Bruder Wo-nichts-ist, weil es ihm nie
der Mühe wert war, mit einem kleinen Ersparnisse den Anfang
zu machen, um nach und nach zu einem großem Vermögen zu
kommen.
So dachte der jüngere Bruder nicht. Der pflegte zu sagen:
„Was nicht ist, das kann noch werden.“ Er hielt das
Wenige, was ihm von der Veidassenschaft der Eltern zu teil ge¬
worden war, zu Rat und vermehrte es nach und nach durch
eigenes Ersparnis, indem er fleißig arbeitete und eingezogen lebte.
Anfänglich ging es hart und langsam; aber sein Sprichwort:
„Was nicht ist, kann noch werden!“ gab ihm immer Mut und
Hoffnung. Mit der Zeit ging es besser. Er wurde durch unver¬
drossenen Fleiß und Gottes Segen noch ein reicher Mann und er¬
nährte sogar die Kinder des armen Bruders Wo-nichts-ist, der
selber nichts zu beißen und zu nagen hatte. Joh. Pet. Hebel.
Gehe hin zur Ameise, du Fauler, siehe ihre Weise an und
lerne! Ob sie wohl keinen Fürsten, noch Hauptmann, noch Herrn
hat, bereitet sie doch ihr Brot im Sommer und sammelt ihre
Speise in der Ernte. Wie lange liegst du, Fauler? Wann willst
du aufstehen von deinem Schlaf? Ja, schlafe noch ein wenig,
schlummre ein wenig, schlage die Hände ineinander ein wenig,
daß du schlafest! So wird dich die Armut übereilen, wie ein
Fußgänger, und der Mangel wie ein gewappneter Mann. (Spr.
Sah 6, 6—11.)
13. Bessere, wenn es Zeit ist!
i.
„Hört," sagte Christoph zu seinem Herrn, „auf unserm Dache fehlt
ein Ziegel; laßt ihn nachstecken!" Aber der liederliche Hausherr sagte:
„Ach was, ein Ziegel mehr oder weniger, das schadet nichts!"
') Sprich: Schangdarmen.