Und drängen die Nebel noch so dicht
Sich vor den Blick der Sonne:
Sie wecket doch mit ihrem Licht
Einmal die Welt zur Wonne.
Blast nur, ihr Stürme, blast mit Macht,
Mir soll darob nicht bangen;
Auf leisen Sohlen über Nacht
Kommt doch der Lenz gegangen.
Da wacht die Erde grünend auf,
Weiß nicht, wie ihr geschehen,
Und lacht in den sonnigen Himmel hinauf
Und möchte vor Lust vergehen.
Sie flicht sich blühende Kränze ins Haar
Und schmückt sich mit Rosen und Ahren
Und läßt die Brünnlein rieseln klar,
Als wären es Freudenzähren.
Drum still! und wie es frieren mag,
O Herz, gib dich zufrieden;
Es ist ein großer Maientag
Der ganzen Welt beschieden.
Und wenn dir oft auch bangt und graut,
Als sei die Höll' auf Erden:
Nur unverzagt auf Gott vertraut!
Es muß doch Frühling werden.
Emanuel Geibel.
58. Frühlings Einzug.
Die Fenster auf, die Herzen auf!
Geschwinde! Geschwinde!
Der alte Winter will heraus;
Er trippelt ängstlich durch das Haus;
Er windet bang sich in der Brust
Und kramt zusammen seinen Wust.
Geschwinde! Geschwinde!
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