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198. Des Zimmern,anns Meisterspruch.
Der Hausherr freut sich seines Baus.
Der Zimm'rer tritt zum Dach heraus,
und hebt das Glas in froher Lust
und ruft den Spruch aus voller Brust:
„Gegründet ward ein Meuschenherd,
in Wetter, Sturm und Not bewährt;
so wohne Glück und Wohlgemach
und Frieden unter seinem Dach!
Wohn' Gottesfurcht und frischer Mut
an dieses jungen Herdes Glut.
Es schütze Gottes Vaterhand
in Gnaden ihn vor Blitz und Brand!
Wir können Stein aus Stein nur legen,
Gott gibt allein dem Werk den Segen!"
Drauf leert er froh den Becher Wein,
und alles Volk stimmt jubelnd ein;
sodann folgt noch der Richtfest-Schmaus
für die, gebaut das neue Haus.
Lohmeyer.
199. Das Dach und seine Bedeckung.
Das Dach hat die Aufgabe, das Innere eines Gebäudes gegen die
Unbilden der Witterung zu schützen. Damit das Wasser gut abfließen kann,
müssen die Dachflächen geneigt sein. Verschieden wie die Neigung, ist auch
die eigentliche Form der Dächer. Man unterscheidet hiernach mehrere
Arten. Am häufigsten kommt das Satteldach vor, welches aus zwei Dach¬
flächen (Langseiten), einem First und zwei Traufen besteht. Es heißt auch
Giebeldach, da cs durch Dachgicbclwände geschlossen ist. Sind letztere ebenfalls
durch geneigte Dachflächen ersetzt, die sich mit den Langscitcn in Gräten
schneiden, so entsteht das Walmdach. Dasselbe besitzt 4 in derselben Höhe
liegende Traufen und einen First. Von den 4 Dachflächen führen die
2 dreieckigen, welche die Giebelwändc ersetzen, den Namen Walme.
Liegen die Traufen derselben höher als die 2 andern, so entsteht das
Halbwalmdach. Fallen die 2 Punkte, in welchen sich die 2 Gräte
und die Firstlinie eines Walmdachs schneiden, in einen zusaminen, so erhält
man das Zeltdach. Dasselbe findet sich vielfach auf Türmen und hat die
Gestalt einer vier- oder mehrseitigen Pyramide. Wird die Zahl der drei¬
eckigen Dachflächen des Zeltdachs immer größer, oder geht dessen Grundriß
in einen Kreis über, so entsteht das Kegcldach. Wird an eine senkrechte