85. I)eimkebn Von Hermann von Lingg.
Ausgewählte Gedichte. Herausg. von Paul Heyse. Stuttgart u. Berlin 1805. 8. 42.
1. In meine Heimat kam ich wieder,
Es war die alte Heimat noch,
Dieselbe Luft, dieselben Lieder,
Und alles war ein andres doch.
2. Die Welle rauschte wie vorzeiten,
Am Waldweg sprang wie sonst das Reh,
Von fern erklang ein Abendläuten,
Die Berge glänzten aus dem See.
3. Doch vor dem Haus, wo uns vor Jahren
Die Mutter stets empfing, dort sah
Ich fremde Menschen fremd gebaren;
Wie weh, wie weh mir da geschah!
4. Mir war, als rief es aus den Wogen:
Flieh, stieh, und ohne Wiederkehr!
Die du geliebt, sind fortgezogen
Und kehren nimmer, nimmermehr.
86. ^irrulicbt. Von Konrad Ferdinand Meyer.
Gedichte. 34. Auflage. Leipzig 1906. 8. 93.
1. Wie pocht' das Herz mir in der Brust
Trotz meiner jungen Wanderlust,
Wann, heimgewendet, ich erschaut'
Die Schneegebirge, süß umblaut,
Das große, stille Leuchten!
2. Ich atmet' eilig, wie auf Raub,
Der Märkte Dunst, der Städte Staub,
Ich sah den Kampf. Was sagest du,
Mein reines Firnelicht, dazu,
Du großes, stilles Leuchten?
3. Nie prahlt' ich mit der Heimat noch
Und liebe sie von Herzen doch!
In meinem Wesen und Gedicht
Allüberall ist Firnelicht,
Das große, stille Leuchten.
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