Full text: Faßlicher Unterricht in der Menschen- und Weltkunde (Theil 2)

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888 v. Chr. Lykurgus auftrat, und durch eine feste und gesetzliche 
Verfassung die alte 'mangelhafte Regicrungsform verdrängte. Die 
Hauptabsicht desselben war, die Spartaner zu einem starken Helden¬ 
volke heranzubilden. Darum erhielt die Stadt keine Mauern, denn 
die Bürger sollten ihre Wehre sein. Alles Land wurde nach der Zahl 
der Familien in gleiche Theile getheilt; alle Waffen und Ackergeräte 
waren gemeinschaftlich. Ausgewachsene Kinder wurden gleich nach 
der Geburt ausgeätzt. Die Mahlzeiten wurden öffentlich und gemein¬ 
schaftlich gehalten und bestanden nur in ganz einfachen Speisen. Das 
Geld war von Eisen. Die Kindererziehung war sehr streng und öffent¬ 
lich ; man gewöhnte die Jünglinge, kurz aber kraftvoll zu antworten; 
leeres Geschwätz wurde gar nicht geduldet; besonders schärfte man ih¬ 
nen Ehrerbietung gegen das Alter ein. Die körperlichen Uebungen 
dauerten bei beiden Geschlechtern bis zu hohen Jahren. Dadurch wur¬ 
den die Spartaner zwar wirtlich ein rauhes und tapferes Heldenvolk, 
aber sie blieben ohne Erkenntniß ihrer wahren Menschenwürde, ebne 
Liebe zu den schönen Künsten und Wissenschaften und ohne saufte Tu¬ 
genden. 
In Sparta regierten immer zwei beschränkte Könige, die zugleich 
die Vorsteher der Religion und im Kriege die Anführer der Armee 
waren. Ihnen zur Seite stand ein auf Lebenszeit gewählter Senat 
von 28 Männern, die über 60 Jahre zahlten, über beiden aber fünf 
Epboreu, welche die Verwalter der wichtigsten Staatsgeschäfte, die 
Vorsitzer des Senates und der Bürgerversammlungen und zugleich die 
Richterder Könige waren. — Nachdem Sparta die Messenier in 
den beiden mcssenischen Kriegen besiegt und unterdrückt hatte, war es 
endlich vorzüglich König Kleomenes, welcher die spartanische Macht 
so erhob, daß sie als die Erste in Griechenland durchaus erkannt 
war. 
Athen, Griechenlands edelste Stadt, wurde von 1550 bis 
1068 von Königen beherrscht. Die merkwürdigsten derselben sind: 
Kekrops, der Gründer und der erste König Athens; Thesen s, 
welcher Athen befestigte und das Volk in Klassen theilte; und Ko- 
drus, der lczte König, welcher für die Erhaltung seines Vaterlan¬ 
des großmüthig sein Leben opferte. Da die Athener nun Niemanden 
des auf so edle Art erledigten Thrones für würdig genug erkannten, 
so schafften sie die königliche Würde ab, und ernannten dafür Arch ou¬ 
ten oder höchste obrigkeitliche Personen. Ihre Reihe eröffnete Me-- 
d o n, Kodrus Sohn. Weil aber auch diese Verfassung in eine drü¬ 
ckende Aristokratie ausartete, so trug das Volk (624) dem Archon 
Drako auf, ein Gesetzbuch zu verfertigen; allein seine Gesetze wur¬ 
den bald wieder abgejchafft, weil sie so streng waren, daß man von 
ihnen tagte, sie waren mir Blut geschrieben. Es entstand aber da¬ 
durch eine solche Verwirrung, daß Athen beinahe an dem Rande des 
Verderbens schwebte, Da trat Solon, einer der edelsten und wei¬ 
sesten Meistcheu der Erde, als glücklicher Retter auf. Er verdrängte
	        
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