IIl. Aaturgeschichte.
J. Der Gartlen im Frühlinge.
Der Schnee ist geschmolzen. Die Sonne lacht. Der Frühling ist da. So
lange die Erde im Winter erstarrt und in das Leichentuch des Schnees gehüllt
war, sah es im Garten öde und traurig aus. Jetzt erwacht alles zu neuem Leben.
Hoch oben im Birnbaume singt schon der Star seinen Frühlingsgruß vor dem
Starkasten. Auf den wohlgepflegten Beeten halten die duftigen Kinder der Blumen—
welt ihren Einzug. Auch Stachelbeere, Johannisbeere und Himbeere wollen nicht
zurückbleiben. Sie treiben Blätter und Blüten. In seinem vollen Schmucke
aber erscheint der Garten erst, wenn sich auch die Obstbäume ihren Blütenmantel
umgehängt haben.
1. Keimung.
Vor etwa 8 Tagen haben wir eine Bohne in einen Blumentopf mit feuchter,
warmer Erde gelegt. Sie ist bereits aufgegangen. Die Bohne nahm in der
Erde Feuchtigkeit in sich auf, schwoll an und zerplatzte. Nach unten wuchs ein
kleines Würzelchen, und nach oben drängte sich der Stengel mit den beiden Hälften
der zerplatzten Bohne hervor. An dieser können wir sehr deutlich die Oberhaut
oder Hülle unterscheiden, die die beiden Samenlappen umschloß. Zwischen ihnen
lag das Federchen oder der Keim, aus dem sich Wurzel und Stengel bildeten.
Die beiden Samenlappen enthalten viel Stärkemehl. Dieses Mehl dient der
jungen Pflanze so lange zur Nahrung, bis das Würzelchen kräftig genug ist, um
selbst Nahrung aus der Erde zu saugen. Dann schrumpfen die Samenlappen
zusammen und fallen ab.
2. Die Tulpe.
1. Zwiebel und Blätter. Beobachte das Keimen einer Tulpenzwiebel! Eine
grüne Spitze kommt aus der Zwiebel hervor; es ist die junge Pflanze. Es keimt
also nicht der Same wie bei der Bohne, sondern die Zwiebel. — Die Zwiebel ist
keine Wurzel, obwohl sie in der Erde steckt. Sie ist vielmehr ein unterirdischer
Stengel. Ihr unterer Teil heißt Zwiebelkuchen. Das ist der eigentliche Stamm
der Tulpe, obgleich er kurz und breit wie eine Scheibe erscheint. An ihm
sitzen (wie an andern Stämmen und Stengeln) zahlreiche Blätter (die Zwiebel—
schalen). Nur sind sie nicht wie die gewöhnlichen Blätter flach ausgebreitet,
sondern sie umschließen einander. Desgleichen fehlt ihnen die grüne Farbe der
Laubblätter. Das äußere Blatt ist rötlich braun und trocken, die innern Blätter
dagegen sind weißlich, dick und fleischig. In ihnen ist Nährstoff aufgespeichert.
In den Achseln der Zwiebelschalen bilden sich, von diesen geschützt, die jungen
Zwiebeln (Brutzwiebeln). Aus ihnen entwickeln sich im nächsten Jahre neue
Pflanzen. Nach unten sendet der Zwiebelkuchen (ähnlich wie wir dies bei einem
Stamme finden) zahlreiche Wurzeln in die Erde. Sie dienen dazu, die Nahrung
für die Pflanze aus der Erde aufzusaugen. Während der Stengel stets von unten
nach oben wächst, wächst die Wurzel in umgekehrter Richtung. Auch treibt sie
nie Blätter und Blüten wie der Stengel. Hieraus erklärt es sich auch, warum
die Zwiebel keine Wurzel sein kann. — Die grünen Blätter bilden Rinnen, die
das Regenwasser zur Wurzel leiten. Die hellen Streifen in ihnen heißen Blatt—
nerven. Sie sind mit nährstoffhaltigem Wasser gefüllt.
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