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Das Zeitalter der Gegenreformation.
Entdecker (Davis) suchten die nordwestliche Durchfahrt nach dem
Großen Ozean, und Walter Raleigh (spr. Rali) gründete die zu
Ehren seiner Königin benannte Kolonie Virginien (an der
Ostküste von Nordamerika). Die längst ohnmächtige deutsche
Hansa aber rourde ihrer alten Handelsvorrechte in England
für verlustig erklärt. Auch die Dichtkunst entfaltete sich unter der
Regierung Elisabeths zur schönsten Blüte (f. am Schluß).
Dieser Glanz der Herrschaft der Königin wird verdunkelt durch die
Härte, mit der sie in den letzten Jahrzehnten die Katholiken und besonders
die Bewohner von Irland verfolgte. Die alte keltische Bevölkerung dieser
(um 1170 unterworfenen) Insel war in dem katholischen Glauben ver-
blieben. Da die Iren von den englischen Statthaltern und Gutsherrn
hart bedrückt wurden, so machte sich der durch die Verschiedenheit der
Religion genährte Stammeshaß in mehreren Aufständen Luft, in denen
spanische Hilfe die Unterwerfung der Iren nicht verhinderte. Elisabeths
Nachfolger war Jakob I., der Sohn ihrer Feindin Maria Stuart.
Dritter Abschnitt.
Der Dreißigjährige Krieg (1618—1648).
Durchblick. Die nächste Veranlassung zum Ausbruche des Dreißig-
jährigen Krieges gab das Ankämpfen der evangelischen Stände Böhmens
gegen die Versuche des Kaisers, in Böhmen die katholische Gegenbewegung
zu fördern. Von den Fürsten in Deutschland nahmen anfangs nur
wenige und zwar aus politischen Sondergründen teils für, teils wider die
Sache der Böhmen Partei. Erst als die protestantischen Fürsten fürchteten, der
siegreiche Kaiser, der in dem niedergezwungenen Böhmen die protestantische
Lehre völlig ausrottete, würde die katholische Gegenbewegung im Reiche ver¬
suchen, traten sie in größerer Zahl in den Krieg gegen den Kaiser ein.
Daneben wurde das Streben auswärtiger Mächte (Dänemarks und
Schwedens), aus den Trümmern des Reiches den eigenen Besitz zu mehren,
und die Politik Frankreichs/ das Hau» Habsburg mit allen Mitteln
zu schwächen, der Hebel des Krieges. Auch andere europäische Mächte,
die Niederlande, Spanien und England, waren lange Zeit in diesen Krieg
verwickelt, der fast lediglich auf deutschem Boden ausgesochten wurde.
113. I. Der böhmisch-pfälzische Krieg.
1. Die böhmischen Unruhen. Als die evangelischen Bewohner
der Städte Klostergrab und Braunau Kirchen bauten,
1 Wie im ersten Abschnitte dieser Periode Frankreich gegen das unter
dem Zepter des Habsburgers Karls V. vereinigte Spanien und Deutschland,
im zweiten England und die Niederlande gegen das fpanisch-habsburgische
Haus ankämpften, so traten nun besonders Frankreich und Schweden gegen
das deutsch-habsburgische Haus aus.