Full text: Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen

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Geschichte des Völkerrechts hervorragenden Freundschafts- und Schiff¬ 
fahrts-Vertrag mit Friedrich dem Großen. 
Umrauscht von der jubelvollen Dankbarkeit seiner Landsleute 
zog er in Philadelphia ein und nahm wieder Besitz von dem Hause, 
in dem er als einfacher Buchdrucker den Grund zu einem so bedeu¬ 
tungsvoll gewordenen Leben sechzig Jahre zuvor gelegt hatte. 
Unsterblicher Ruhm war ihm geworden. Als Mitglied des 
Kongresses und Gouverneur des Staates Pennschlvanien gehörte er 
zu den Ersten der großen Republik, die er mit geschaffen und welcher 
er noch mit seiner letzten Kraft, doch vergeblich, die Last der Sklaverei 
nehmen wollte. 
In Ruh' und Frieden entschlummerte er am 17. April 1790, 
vierundachtzig Jahr alt. Er selbst hatte zuvor dafür gesorgt, daß 
der Stolz auf sein bürgerliches Geschäft der Nachwelt bezeugt werde, 
als Buchdrucker allein wollte er begraben sein. In jenem echt volks¬ 
tümlichen Humor, der aus seinen Schriften so oft hervorleuchtet, 
verfaßte er selbst die Inschrift, die sein Grabhügel tragen sollte. 
Sie lautet: 
Hier ruht der Leib Benjamin Franklins, 
eines Buchdruckers, 
(gleich dem Deckel eines alten Buches, aus welchem der Inhalt heraus¬ 
genommen und der seiner Schrift und Vergoldung beraubt ist) 
eine Speise für die Würmer; 
doch wird das Werk selbst nicht verloren sein, 
sondern (wie er glaubt) 
einst erscheinen in einer neuen, 
schöneren Ausgabe, 
durchgesehen und verbessert 
vom 
Verfasser. 
Nach Schmidt-Weißenfels. 
7. Johann Heinrich Jung. 
In früherer Zeit war es etwas ganz Gewöhnliches, dass 
ein armer Lehrer auf dem Lande noch durch ein anderes Ge¬ 
werbe sein Einkommen zu vermehren suchte. So war denn 
auch der Schulmeister von Grund im Nassauischen, der wackere, 
fromme Jung, nebenbei ein ehrsames Schneiderlein. Er hatte 
einen Sohn, der ihm im Jahre 1740 geboren worden war und 
der Johann Heinrich hiess. Bei seinem Vater hatte er Lesen, 
Schreiben und Rechnen gelernt, beim Pfarrer des Dorfes sogar 
etwas Latein. Von seinem Vater war er dazu bestimmt, nun 
auch das Schneiderhandwerk zu erlernen. Allein sein unaus¬ 
sprechlicher Hang zum Bücherlesen trieb den jungen Heinrich
	        
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