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56. Mailied.
1. Alles neu 2. Wir durchziehn
macht der Mai, Saatengrün,
macht die Seele frisch und frei. Haine, die ergötzend blühn,
Laßt das Haus! Waldespracht,
Kommt hinaus! neu gemacht
Windet einen Strauß! nach des Winters Nacht.
Rings erglänzet Sonnenschein, Dort im Schatten an dem Quell
duftend pranget Flur und Hain; rieselt's munter, silberhell;
Vögelsang, klein und groß
Hörnerklang ruht im Moos
tönt den Wald entlang. wie in weichem Schoß.
3. Hier und dort,
fort und fort,
wo wir ziehen, Ort für Ort,
alles freut
sich der Zeit,
die verschönt, erneut.
Widerschein der Schöpfung blüht
uns erneuend im Gemüt.
Alles neu,
frisch und frei
macht der holde Mai.
Hermann Adam v. Kamp.
57. Der Star.
Der alte Jäger Moritz hatte in seiner Stube einen abgerichteten
Star, der einige Worte sprechen konnte. Wenn zum Beispiel der Jäger
rief: „Stärlein, wo bist du?“ so schrie der Star allemal: „Da bin ich!“
Des Nachbars kleiner Karl hatte an dem Vogel eine ganz besondere
Freude und machte ihm öfters einen Besuch. Als Karl wieder einmal
hinkam, war der Jäger gerade nicht in der Stube. Karl fing geschwind
den Vogel, steckte ihn in die Tasche und wollte damit fortschleichen.
Allein in eben dem Augenblicke kam der Jäger zur Tür herein.
Er dachte dem Knaben eine Freude zu machen und rief wie gewöhnlich:
„Stärlein, wo bist du?“ — und der Vogel in der Tasche des Knaben
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schrie, so laut er konnte: „Da bin ich! lnlorh v n.
5.