Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

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Kuchen und Wein, mach' auf." — „Drück' nur auf die Klinke," 
rief die Großmutter, „ich bin zu schwach und kaun nicht auf¬ 
stehen." Der Wolf drückte auf die Klinke, die Tür sprang 
auf, und er ging, ohne ein Wort zu sprechen, gerade zum Bett 
der Großmutter und verschluckte sie. Dann tat er ihre Kleider 
an, setzte ihre Haube auf, legte sich in ihr Bett und zog die 
Vorhänge vor. 
Rotkäppchen aber war nach den Blumen herumgelaufen, 
und als es so viele zusammen hatte, daß es keine mehr tragen 
konnte, fiel ihm die Großmutter wieder ein, und es machte sich 
auf den Weg zu ihr. Es wunderte sich, daß die Tür auf¬ 
stand, und als es in die Stube trat, da kam es ihm so selt¬ 
sam darin vor, daß es dachte: „Ei, du mein Gott, wie ängstlich 
wird mir's heute zumut, und ich bin doch sonst so gerne bei 
der Großmutter!" — Es ries „Guten Morgen," bekam aber 
keine Antwort. Darauf ging es zum Bett und zog die Vor¬ 
hänge zurück; da lag die Großmutter und hatte die Haube tief 
ins Gesicht gesetzt und sah so wunderlich aus. „Ei, Gro߬ 
mutter, was hast du für große Ohren!" — „Daß ich dich besser 
hören kann." — „Ei, Großmutter, was hast du für große 
Augen!" — „Daß ich dich besser sehen kann." — „Ei, Gro߬ 
mutter, was hast du für große Hände!" — „Daß ich dich besser 
packen kann." — „Aber, Großmutter, was hast du für ein ent¬ 
setzlich großes Maul!" — „Daß ich dich besser fressen kann." 
Kaum hatte der Wolf das gesagt, so tat er einen Satz aus 
dem Bette und verschlang das arme Rotkäppchen. 
4. Wie Rotkäppchen und die Großmutter gerettet 
w urden. 
Als der Wolf sein Gelüsten gestillt hatte, legte er sich 
wieder ins Bett, schlief ein und fing an, überlaut zu schnarchen. 
Der Jäger ging eben an dem Haus vorbei und dachte: „Wie 
die alte Frau schnarcht, du mußt doch sehen, ob ihr etwas fehlt."
	        
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