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Pallium (ben geweihten Bischofsmantel) bezahlen unb bie Emkünste
bes ersten Jahres nach Rom abliefern zu können, hatte er 30 000 Gul-
ben bei bent Bankier Fugger in Augsburg aufgenommen, unb nun
sollte bie Summe im Bistum aufgebracht werben. Noch äußerlicher
als ber Erzbischof faßten bie Senbboten, welche bie Ablaßbriefe ver¬
treiben sollten, bie Sache auf, unb bie Vertreter bes Fuggerfchen Ge¬
schäftes, bie ben geistlichen Herrn beigegeben waren unb von jebem
verkauften Ablaßbrief bie Hälfte bes Betrages einstrichen, trugen burch
schamloses Ausbieten auch bas ihrige bei, bie Entrüstung aller Besser-
benfenben über biesen schmachvollen Hanbel aus bas höchste zu steigern.
War boch so schon bas beutsche Volk burch bie von Rom nusgehenben
Erpressungen auf bas äußerste erbittert! Da konnte auch Luther nicht
schweigen. Er stellte 95 Sätze (Thesen) gegen bie Mißbräuche bes Ablaß-
hanbels auf, schlug, wie es bie Universitätsprofessoren, bie eine Streitsache
aussechten wollten, zu thun pflegten, am 31. Oktober 1517 bas Schrift¬
stück an bie Thür bet Schloßkirche an unb forberte öffentlich bie Gegner
auf, mit ihm barüber zu bisputieren. Diese Erklärung machte großes
Aufsehen; was tausenbe fühlten, hatte ber Augustinermönch ben Mut
auszusprechen. Papst Leo X., ber bent Streite anfangs wenig Bebeu-
tung beilegte, beauftragte ben Karbinal Cajetan 1518 bei Gelegen¬
heit eines Reichstages zu Augsburg Luther borthin kommen zu lassen
unb mit ihm zu verhanbeln. Dr. Martin erschien, aber ber schroffe
Ton, in welchem ber Karbinal ben Wiberruf verlangte, machten jeben
Ausgleich unmöglich. Luther lehnte bie bebingungslose Unterwerfung
ab, unb ba er ben päpstlichen Dekreten bie Aussprüche ber Kirchen¬
väter unb ber heiligen Schrift entgegensetzte, so entließ ihn ber Kar¬
binal im Zorne. Die Freunbe, welche fürchteten, baß ben unerschrockenen
Reformator bas Schicksal Husens treffen könnte, verhalfen ihm währenb
ber Nacht zur Flucht über bie Mauer ber Stabt. In ber Heimat
angekommen ging er nun entschieben vor. Hatte er schon früher ben
Papst in einem besonberen Schreiben um Abstellung ber Mißbrauche
gebeten, so verlangte er jetzt bie Entscheibnng ber Sache burch ein
allgemeines Konzil. Da übernahm es auf Wunsch bes Papstes ber
Nuntius Karl von Miltitz, ben Mönch in Güte znm Nachgeben zu
bewegen. Vorher aber überbrachte er bem Kurfürsten Friebrich bem
Weisen bas höchste Zeichen päpstlicher Gewogenheit, eine golbene
Rose, bann traf er mit Luther in Altenburg zusammen unb wußte
ihm burch Milbe unb Freunblichkeit bas Versprechen abzulocken, baß
er schweigen wolle, wenn seine Feinbe schwiegen. Aber biese ruhten
nicht. In bemselben Jahre, 1519, reizte ein Jngolstäbter Gelehrter,
Dr. Johann Eck (eigentlich Johann Mayr aus Eck) ben Wittenberger
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