der Republiken: daS Wichtigste, was in Deutschland geschah, das 
geschah in den Städten und die Städte waren damals zum größten 
Teil so etwas, was wir jetzt ohne weiteres „freie Republiken" 
nennen würden. Die Fürsten und Herren hatten im Mittelalter 
viel weniger zu bedeuten, als nach dem Dreißigjährigen Kriege. 
Es ist ja bekannt, daß die Städte große Bündnisse gemacht haben, 
und daß ein solcher Städtebund, die Hansa, eine Zeitlang eine rich¬ 
tige Großmacht war. Das Mittelalter war, trotz Kaiser 
und Reich, eigentlich die deutsche republikanische Zeit. 
Gegen Ende des Mittelalters allerdings fingen die Fürsten 
an, hochzukommen. Daß die Städte mit den Rittern und Herren 
und auch untereinander gar zu viel Streit hatten, das machte es 
nötig, daß „Landesherren" Friede schafften. Weil es den meisten 
Leuten besser gefiel, daß sie unter dem Schutz der Landesherren 
friedlich leben konnten, dadurch wurde die Macht der Landes¬ 
herren immer fester und größer. 
Nach dem Dreißigjährigen Kriege aber fing die eigentliche 
Tätigkeit der Landesherren erst an. Da war es nicht mehr so 
nötig, Frieden zu stiften unter allzu starken Städten, als die 
Leute überhaupt erst dazu zu bringen, daß sie in einiger Ruhe 
arbeiten und das herstellen konnten, was sie im Leben ge¬ 
brauchten. Manche Landesherren haben sich damals so um Ein¬ 
zelheiten gekümmert, daß wir uns darüber wundern und entweder 
darüber lachen oder sagen, das mußte ja entsetzlich sein, wenn man 
sich vom Landesherren in jede Arbeit mußte hineinreden lassen. 
Das war ja die Zeit des A b s o l u t i s m u s. So etwas hat es bei 
uns wedervorher noch nachher gegeben. Früher hatte dasVolk immer 
mitzureden gehabt bei allem was befohlen wurde: consensus 
optimatium, die Zustimmung der Vornehmsten gehörte dazu; und 
heutzutage haben überall Landtage und Reichstag mitzu¬ 
reden. Aber damals gab es eine Zeit, die länger als ein Jahr¬ 
hundert dauerte, wo jeder Fürst in seinem Lande ganz allein zu 
lagen hatte. Als dauernde Einrichtung wäre das vielleicht 
nicht gut, da dann schlechte Fürsten zu viel Unheil an¬ 
richten könnten, aber damals hat es doch sehr gute Folgen gehabt: 
denn mehrere deutsche Staaten haben dadurch Einrichtungen be¬ 
kommen, unter denen die Menschen rascher wieder wohlhabend 
und tüchtig geworden sind, als man das für möglich gehalten 
hatte. Das liegt aber daran: Der Fürst hat das Interesse, daß 
es nicht einer einzelnen Klasse seiner Untertanen gut und den an¬ 
deren schlecht geht: denn dadurch wird der ganze Staat schwächer 
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