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Die Israeliten
Die Israeliten.
Quellen. Vgl. dazu vor allem die zahlreichen Einleitungen in das Alte
Testament, z. B. Wellhausen, Prolegomena zur Geschichte Israels, 19056.
C o r n i 11 , Einleitung in die kanon. Bücher des Alten Test. 1905 5. Sellin,
Einleitung in das Alte Testament, 19x0 (sehr konservativ). Budde, Geschichte
der althebräischen Literatur, 1906; einen kürzeren Überblick bietet Kautzsch,
Abriß der Gesch. des alttest. Schrifttums, 1897. Ferner die fortlaufenden
Berichte über die Ausgrabungen in den ,,Mittlgn. der deutschen Morgenländischen
Gesellschaft“, in der „Orientalischen Literaturzeitung“ und in den „Proceedings of
the Society of Biblical Archeology“; vgl. auch Vincent, Canaan d’aprfes l’ex-
ploration recente, 1907. Sellin, Der Ertrag der Ausgrabungen im Orient für die
Erkenntnis der Entwickl. der Rel. Israels, 1905. Für die außerisraelitischen Quellen
H o m m e 1, Die altorientalischen Denkmäler u. d. alte Testament, 19Ö3. Bezold,
Die babyl.-assyr. Keilinschriften für das Alte Testament, 1904. Spiegelberg,
Ägyptolog. Randglossen z. Alten Test., 1904. Wright, Light from Egyptian Papyri on
Jewish history, 1908. Weit reichhaltiger als für irgendein Volk des alten Orients stehen
uns Quellenschriften zur Geschichte Israels zur Verfügung in der Literatur des Alten
Testaments, doch gehen die Ansichten über den Wert dieser Quellen sehr weit aus¬
einander. F ür die Geschichtswissenschaftt scheidet natürlich j ede theologische Beurteilung
dieser Frage aus. Drei Fragen sind es, die für den historischen Wert entscheidend sind:
1. Aus welcher Zeit stammen diese Quellen ?
2. Was wußten die Verfasser von der Geschichte, die sie schrieben?
3. Welchen Zweck verfolgten sie mit ihren Schriften ?
Hierzu ist zu bemerken: Abgesehen von ganz vereinzelten kurzen Stücken (z. B.
Deborahlied Rieht. 5) reicht keine dieser Quellenschriften über die spätere Königszeit
hinaus. Die Zusammenarbeitung der ältesten Quellen zu den biblischen Büchern in
ihrer jetzigen Form fällt erst in die Zeit nach dem babylonischen Exil. Für die Königs¬
zeit haben wahrscheinlich chronistische Aufzeichnungen zu Gebote gestanden, vielleicht
auch einzelne Quellen aus der Richterzeit (Stade, Gesch. des Volkes Israel S. 47 — 88).
Darüber hinaus gab es nur sagenhafte Überlieferungen. Geschrieben haben jene
Schriftsteller nicht aus geschichtlichem Interesse, sondern aus religiösem. Die Dar¬
stellung der Geschichte unter dem Gesichtswinkel der religiösen Anschauung rückt
die Begebenheiten vielfach in ein schiefes Licht. Nur unter Berücksichtigung dieser
Gesichtspunkte können die Schriften des Alten Testaments vom Historiker als Ge¬
schichtsquellen verwertet werden. Die reichhaltige Literatur ist mit Vorsicht zu
benutzen, weil bisher nur sehr wenige Nichttheologen sich mit der Geschichte Israels
beschäftigt haben (z. B. W i n c k 1 e r , Meyer).
Die Ausgrabungen in Palästina bieten bisher nur wenig Ausbeute, weil sie erst
seit kurzer Zeit gründlich betrieben werden, namentlich auch von deutscher Seite.
Doch haben schon die ersten Versuche (Gezer, Taanach, Megiddo, Jericho) gezeigt,
daß die Fortsetzung dieser Arbeiten sehr verheißungsvoll ist.
Was die außerisraelitischen Quellen betrifft, so kommt Ägypten nur wenig in
Betracht, da es zur Zeit der Niederlassung der Israeliten in Kanaan bereits im Nieder¬
gange begriffen war. Dagegen geben die assyrischen und neubabylonischen Kriegs¬
urkunden wertvolle Aufschlüsse. Für die Zeit nach dem Exil kommen vereinzelt auch
persische Quellen in Betracht.
Literatur. Von der umfangreichen Literatur über die Geschichte Israels
seien nur die wichtigsten Werke erwähnt, zumal der größte Teil der Arbeiten mehr
theologischen als historischen Zwecken dient. Stade*, Gesch. des Volkes Israel,
2B 1887/88. Kittel*, Gesch. der Hebräer, 2 B 1888/92. Der zweite Band er¬
schien als „Geschichte des Volkes Israel" in 2. völlig umgearbeiteter Auflage (eins
der besten Bücher über dieses Gebiet, allerdings auf ziemlich konservativem Stand¬
punkt stehend). Wellhausen, Israelitische und jüdische Geschichte, 18973.
Winckler, Gesch. Israels in Einzeldarstellungen, 2 B 1895 (der zweite Band
dient mehr dem Nachweis der „panbabylonischen“ Theorie). Guthe, Gesch. des
Volkes Israel, 1899 (kurz, aber sehr lesenswert). Benzinger, Gesch. Israels, 1908
(Göschen 231). Lehmann-Haupt, Israel, seine Geschichte im Rahmen der Welt¬
geschichte, 1910. Für die Vorgeschichte des Volkes vergl. besonders Meyer, Die
Israeliten und ihre Nachbarstämme, 1906 (sucht mit der biblischen Überlieferung
sehr gründlich aufzuräumen).