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Angesichtes sollen wir unser Brot essen; da muß der Leib seine Ruhe
haben. Wer die ganze Woche gebückt an seiner Arbeit gestanden
hat, der will sich auch einmal gerade aufrichten; darum gebietet Gott:
„Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Dinge beschicken;
aber am siebenten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes,
da sollst du kein Werk tun!"
Doch die Ruhe des Leibes ist nicht die einzige. Jeder Mensch
hat seinen äußeren Beruf. Jeder Beruf hat seine eigene Art. Einer
hat die Woche über Gedanken des Handels und Wandels, ein an¬
derer denkt an sein Handwerk; ein dritter dient als Arbeiter seinem
Herrn, das Kind arbeitet für seine Schule. Wenn das ohne Rast
fortginge, so würden sich die Kräfte der Seele verzehren. Darum
gibt uns Gott einen Frei- und Ruhetag.
Indem ich aber an diesem Tage meinen irdischen Beruf beiseite
lege, soll ich an einen anderen Beruf denken. Die Seele soll den
Sorgen und Gedanken des Alltagslebens entfliehen. Am Sonnabende
holt sich der Arbeiter seinen Lohn, von dem er die künftige Woche
leben will. Aber der Mensch lebt nicht vom Brote allein; es gibt
auch einen Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit. Das Brot
und Wasser des Lebens reicht dir Gott am Sonntage. Darum ist
der Sonntag die Perle der Tage, die Kraft der Woche, der
Quell der Wüste. Brauche ihn, wozu er gesetzt ist!
F. Ahlfeld.
305. Schäfers Sonntagslied.
1. Das ist der Tag des Herrn.
Ich bin allein auf weiter Flur;
noch eine Morgenglocke nur,
nun Stille nah und fern.
2. Anbetend knie’ ich hier.
0 süsses Graun, geheimes Wehn,
als knieten viele ungesehu
und beteten mit mir!
3. Der Himmel nah und fern
er ist so klar und feierlich,
so ganz, als wollt’ er öffnen sich.
Das ist der Tag des Herrn.
Ludw. Uh land.
306. Sonntagsmorgen.
1. Aus den Tälern hör’ ich schallen
Glocken töne, Festgesänge;
helle Sonnenblicke fallen
durch die dunklen Buchengänge;
Himmel ist von Glanz umflossen,
heil’ger Friede rings ergossen.