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Die Zeit der Nationalitäts- und Verfassungs-Rämpfe.
mit emem starken Steuerdruck belastet, indem es dazu gezwungen
wurde, an der großen holländischen Nationalschuld mit zu tragen. Die
Unzufriedenheit hatte schon einen hohen Grad erreicht, als die Nach-
richtcn von öer großen Woche — so nennen die §ranzosen die Tage vorn
26.—ZI. Juli 1830 — sich in Brüssel verbreiteten unö öert Aufruhr zum
Ausbruch brachten. Schnell verbreitete sich öer Aufstanö über öas ganze
£anö, kein versprechen von hollänöischer Seite verfing mehr, öie Belgier
kannten nur ein Ziel: gänzliche Trennung von hollanö. Ein National-
kongreß erklärte Belgien für unabhängig. Dem stimmten Öie fünf Gro߬
mächte, öie wegen öer griechischen Angelegenheit in £onöon geraöe eine
Konferenz abhielten, zu unö veranlagen öen belgischen Nationalkongreß, sich
einen König zu wählen, öa öie Belgier an öer konstitutionellen Monarchie
festhalten wollten. Ihre Wahl fiel auf öen Prinzen Leopolö von
Sachsen-Koburg, einen verwanöten öes englischen Königshauses, öer
im Jahre 1831 öen Thron bestieg.
Hon poien ^uc*? *n P°*ert brach im November 1830 eine Revolution aus, öie
aber 1831 von öen Russen blutig unterörückt wuröe.
Die Revolutionsjahre.
§ 79. Die Februarrevolution. Die Monarchie £ouis Philipps
stü^te sich vor allem auf öie besttzenöen Klassen öer Bevölkerung unö er¬
regte öaöurch (Erbitterung bei öer Masse öes Volkes. Aber auch anöere
Parteien waren öem „Bürgerkönig" femölich gesinnt. So einigten sich
alle in öem Hufe nach Reformen. Aber öie Regierung verbot öie
„Reformbankette". Das erregte allgemeine (Entrüstung, unö so kam es
im $ebruar 1848 zu Zusammenstößen zwischen öert Massen unö öem
Militär. Balö erhoben sich überall Barrikaöen, unö in öen Straßen
tobte öer Kampf. £uöwig Philipp öankte ab unö verließ Paris.
Nun wuröe öie Republik ausgerufen, unö im Dezember 1848 wuröe
£ouis Napoleon, öer Neffe öes großen Napoleon, zu ihrem präsiöenten
gewählt.
bSigung § 80, Knfänge Friedrich Wilhelms IV. Am 7. Juni 1840,
Friedrich öem ersten Pfingstfeiertage, war König Frieörich töilhelm III., nachöem
iieimsw. er uoch einige Tage vorher von öem Fenster seines Schlosses öer Grunöstein-
Iegung zum Denkmal Jrieörichs öes Großen hatte zusehen können, tief¬
betrauert von seinem Hause unö Volk, im 70. £ebensjahre gestorben.
Sein ältester Sohn, öer am 15. Oktober 1795 geborene Prinz $rieörich
Wilhelm, bestieg nun öen preußischen Königsthron. Mit froheren hoff-
nungen ist kaum je ein Sürst begrüßt tvoröen als grieörich Wilhelm IV.
bei seiner (Thronbesteigung. Man wußte viel zu erzählen von seinen
witzigen (Einfällen, von seiner £iebe zu Kunst unö Wissenschaft, von seiner