Full text: Heimatskunde der Provinz Westfalen

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zweigt und an Steinhagen, Halle, Borgholzhansen vorbei nach 
Osnabrück führt, vermittelt. Ter Kreis hat 28 000 Einwohner, fast 
sämtlich evangelisch, in vier Städten: Halle, Borgholzhausen, Vers- 
mold, Werther, und in vier gleichnamigen Ämtern mit fünfunddreißig 
Landgemeinden und zwei Gutsbezirken: Brincke, Patthorst. 
Tie Kreisstadt Halle hat ihren Namen vom Salz, wie jeder 
Ort, der Halle oder Hall in Teutschland heißt. Jetzt wird dasselbe 
freilich im Westfälischen Halle nicht mehr gefunden. Aber noch im 
Anfange des 17. Jahrhunderts gab es dort ein bedeutendes Salz- 
werk und 1667 wurden Johann und Reinhard von Allendorf mit 
den dortigen Salzwerken und Salzwassern belehnt. Der Ort ist 
sehr alt. Am Kirchhofe, gerade der nördlichen Kirchthür gegenüber, 
steht ein kurzer, schmaler, sehr hoher Bau und auf den dicken 
Mauern des Unterstockes ein Stockwerk von Holz. Als vor vielen 
Jahren der Besitzer die untere Mauer an der Ostseite durchbrechen 
ließ, fand man einen alten Thürbogen, über dem in Mönchsschrift 
die Jahreszahl 780 stand. In der Mauer selbst traf man auf 
Graburnen und auf eine Altarnische. Das alles waren wohl Über- 
bleibsel einer alten Kapelle aus der Zeit Karls des Großen. Im 
Kirchspiele fehlt es nicht bei Vierschlingens an Hünengräbern, Unten, 
Waffen und mancherlei Kriegsgerät. Halle erhielt am 9. Januar 
1654 Weichbildsgerechtigkeit und 1719 städtische Rechte. Sie zählt 
jetzt 1758 Einwohner, die von Ackerbau und Industrie leben. Diese 
ist durch zwei Dampffleischwaren-, zwei mechanische Bindfaden- 
Fabriken, durch eine Tabaksfabrik und durch eine Lohgerberei ver- 
treten. In und um Halle fand am 5. Juli 1759 ein starkes Gefecht 
im siebenjährigen Kriege statt. Herzog Ferdinand von Braunschweig 
hatte die Stadt besetzen lassen. Die Franzosen griffen so ungestüm 
an, daß die Truppen des Herzogs weichen mußten. Kaum hörte 
dies Ferdinand, so ließ er drei Bataillone vorrücken, welche die 
Franzosen, die sehr tapfer fochten, verjagten. In der Nähe der 
Stadt liegt das Gut Steinhaufen mit herrlichen Waldungen, die 
Geburtsstätte des berühmten Gelehrten und Haller Gohgrafen Her- 
mann Adolf Münders. Friedrich Wilhelm I. schätzte ihn so sehr, 
daß, nachdem er 1713 Gohgras geworden, ihn zum Historiographus
	        
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