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Taf. I. Das Wohnzimmer.
den kleinen Polsterstuhl gelegt, der auf dem Tritt am
Fenster steht, daß es nicht die Erde berühre und auch
vor anderer Beschädigung gesichert sei, die es im Herunter¬
hängen erleiden könnte. Auf dem Nähtisch liegt eine Schere,
ein Trennmesser und ein Fingerhut, lauter Werk¬
zeuge, deren die Mutter bei ihrer Näharbeit bedarf. Bertha,
obgleich sie noch klein ist, muß alle Vor- und alle Nach¬
mittage eine Stunde stricken, und die Mutter freut sich
schon im voraus auf die Fertigkeit, die das Kind darin
erlangen wird. Als die Mutter nach der Küche ging, hat
sie das Strickzeug zusammengewickelt und ihr Töchterchen
entlassen, das sich in großer Freude bis zum Mittagsessen
mit seiner Puppe beschäftigt hat. Paul, der jüngste Knabe,
wendet noch seinen ganzen Tag zum Spielen an, und lang¬
weilt sich gewiß jetzt keinen Augenblick, da er eine so große
Auswahl von Spielsachen um sich sieht. Emil, der kleine
Sextaner, der schon um 11 Uhr aus der Schule entlassen
worden ist, hat sich heute auf der Straße mit Schlittern
aufgehalten, so daß er eine halbe Stunde später nach Hause
gekommen ist, als sonst. Wenn seine Schwesterchen nicht
zu sehr ans Essen dächten, würden sie ihn gewiß nach der
Ursache der ungewohnten Versäumnis fragen; auch vor
Vater und Mutter ist er 'heute sicher, denn beide sind
ungewöhnlich ernst und bemerken seine Ankunft kaum.
Nur der Hund wird aufmerksam auf ihn, als er den Stuhl,
der bisher unter dem Klavier stand, vorrückt. Pikas hat den
ganzen Morgen geschlafen, wie er es immer thut, wenn sein
Freund und Gespiele in der Schule ist. Die jüngeren Kinder
fürchten sich vor ihm und lassen ihn mit seiner Langenweile
allein. Aber bei Emils Ankunft ist er aufgewacht, und
setzt sich nun gar zierlich aus seine Hinterpfoten, um auch
seinen Teil an der Mahlzeit zu erbitten. Mine ist heute
auch nicht müßig gewesen, sie trügt soeben einen gebratenen
Schinken aus der Küche herein und scheint zufrieden mit
ihrem Werke, denn sie macht ein recht vergnügtes Gesicht.