Full text: Das Leben in Stadt und Land, in Feld und Wald

Tafel 3. 
Der Garten. 
Lina ist schnell bei der Hand, wenn sie bei einer 
Arbeit helfen kann; kaum hatte sie gemerkt, daß der guten 
Mutter ein Körbchen voll frischer Schoten gebracht worden 
war, so hatte sie schnell zu spielen aufgehört, war auf den 
Altan, das ist ein erhöhter Ort, zu dem man durch eine 
kleine Treppe gelangt, und dann zu ihrer Mutter geeilt 
und hatte sie gebeten, ihr zu erlauben, daß sie ihr beim 
Aufbrechen der Schoten behilflich sein dürfte. Die Mutter 
hatte es gestattet, und so sehen wir nun Lina eifrig mit 
einem Teil der Vorbereitung für das Mittagsessen des 
folgenden Tages beschäftigt. 
Die Eltern sitzen an der entgegengesetzten Seite des 
Altans, vor einer schönen, mit Geißblatt berankten Garten¬ 
laube. Der Vater, ein Gutsbesitzer, der am Vormittage 
viel auf seinem Felde zu thun gehabt hat, liest jetzt, nach¬ 
dem er ein Mittagsschläfchen gehalten, die Leitung, und 
raucht eine Cigarre; die Mutter, die auch viel herum- 
gewirtschaftet hat, legt doch die Hände nicht müßig in den 
Schoß, sondern sie sorgt und arbeitet schon für die Be¬ 
wirtung der Familie am nächsten Tage; denn eine gute 
Hausfrau hat immer zu schaffen und zu ordnen. 
Über der Gartenlaube weht eine Fahne mit den 
deutschen Farben: schwarz, weiß, rot. Ihr habt 
schon oft, namentlich an nationalen Festtagen wie am 
Geburtstage des Kaisers oder am 2. September, dem Tage 
der Schlacht von Sedan, solche Fahnen gesehen. Wir können 
annehmen, daß heute diesem letzteren Tage zu Ehren die 
Fahne aufgezogen worden ist. Aus ihm ist ja die Einigung 
Deutschlands hervorgegangen und Kraft und Ruhm unserem 
Vaterlande entsprossen.
	        
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