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nur ganz wenige, wahrend der Deutsche, der Franzose, der Engländer
sehr viele davon benützt. Seine Kleidung ist zusammengesetzt, seine
Wohnung enthält eine umfangreiche Ausstattung, zu seinem Wohl¬
befinden bedarf er Zeitungen, Bücher, Musik, Theater, elektrisches
Licht, Fernsprecher, Autos usw. Der Verbrauch dieser Güter richtet
sich nach dem Grade der Kultur. Alle Güter, die der Kultur des
Menschen dienen, sind die Knlturmittel. Unsere Feldgrauen im
Schützengraben müssen viele davon jetzt entbehren.
Die Güter sind entweder Nahrungsmittel oder Kulturmittel.
5. Wie unterscheiden sich Nahrungs- und Hulturmittel
volkswirtschaftlich?
Um das festzustellen, wollen wir sehen, wie sie sich zu den beiden
Bestandteilen der Güter, Boden und Arbeit verhalten. Verglei¬
chen wir z. B. einen Sack Kartoffeln und eine Landkarte, also ein
Nahrungs- und ein Kulturinittel. Die Kartoffeln haben zu ihrem
Wachstum eine bestimmte Dodenfläche, sagen wir 20 gm gebraucht;
dazu kaut die Arbeit des Bauern, der das Feld bestellte, die Saat¬
kartoffeln steckte, die Furchen von Unkraut säuberte, die wachsenden
Stauden behäufelte, die Feldsrucht erntete und zur Stadt fuhr.
Auch die Bestandteile der Landkarte: Leinwand, Papier, Holz, Färb-
stoffe, Leim entstammen dem Boden. Es mußten aber viele Menschen
arbeiten, ehe dieses Kulturmittel zürn Gebrauche fertig war: der
Landmesser und seine Gehüfcn, der Zeichner, der Drucker, der Buch-
binder, ja auch der Weber, der Tischler, der Papierfobrikcmt usw.
Die Kartoffeln brauchten zu ihrer Erzeugung verhältnismäßig viel
Boden unb wanig Arbeit; die Landkarte aber brauchte wenig Boden
und viel Arbeit. Zu den,selben Ergebnis kommt man, wenn
man einen Korb Birnen mit einem Buche, ein Brot mit einem
Handschuh, ein Huhn mit einem Stuhle, überhaupt ein Nahrungs-
mittel mit einem Kultnrmittel vergleicht. Und wenn cs so scheint,
als ob einzelne Knlturmittel neben vieler Arbeit and) viel Boden
verbrauchen, so ist das ein Irrtum. So bedecken die menschlichen
Wohnstätten mit ihren Gehöften nur 5220 qkm des deutschen Bodens,
was voll der Bodenfläche des Deutscheil Reiches (540 640 qkm)
noch nicht 1% ausmacht. Allerdings ist bei dem Maße des Verbrauchs
von Boden und Arbeit noch manches 311 beachten. Die Mohrrübe
bedarf einen kleinen Fleck Erde einige Wochen lang, uni sich zu bilden.