Full text: Leitfaden für volkswirtschaftliche Belehrungen an Mittelschulen

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der Eichbaum viele Quadratmeter mehr als 100 Jahre hindurch. 
Ein Acker des fruchtbaren Marschlandes bringt viel mehr hervor als 
ein gleich großer in sandiger Heide. Bei Berechnung des verbrauchten 
Bodens ist also zu beachten, wie groß lind von welcher Güte er war 
und wie lange er benützt wurde. Ebenso bei der Arbeit. An einem 
Klavier, an einem Hause arbeiten vielleicht 1000 Hände, an einer 
Geige, an einem Marmordentmal nur wenige. Manches Dichter¬ 
werk (Goethes Faust), manches Bauwerk (Kölner Dom) bedurfte 
gewaltiger Zeiträume zu seiner Entstehung, die Zeitung wird in ein 
paar Stunden geschrieben, gesetzt und gedruckt. Das Steinbeil des 
Urmenschen ist plump und ungefüge, die neueste Ballon-Abwehrkanone 
das Ergebnis genauester Berechnung und feinster Arbeit. Bei dem 
Maßstabe für die verbrauchte Arbeit spielen also die Zahl der Arbeiter, 
die aufgewandte Zeit und die Güte der Arbeit eine große Rolle. 
Für uns genügt aber zunächst der Sah: 
Die Nahrungsmittel enthalten viel Boden rmd wenig Arbeit, 
die Aulturmittel wenig Boden und viel Arbeit. 
6. Wieviel Doden gebrauchen pflanzliche und tierische 
Nahrungsmittel? 
Von unsern Nahrungsmitteln entstammen Brot, Kartoffeln, 
Früchte usw. dem Pflanzenreiche, Eier, Milch, Fleisch usw. dein Tier¬ 
reiche. Bei der folgenden Betrachtung nehmen wir gleiche Güte 
des Bodens und gleiche Dauer feiner Benützung an, wir betrachten 
nur die Größe der zur Erzeugung der Nahrungsmittel notwendigen 
Bodenfläche. Wieviel davon ist nötig, um 100 kg Erbsen und eine 
Menge Schweinefleisch von gleichein Nährwert hervorzubringen? 
Der Landmann erntet den Doppelzentner Erbsen auf einem Acker 
von ganz bestimmter Größe. Wird da ein gleich großer Acker genügen, 
um soviel Schweinefutter (Kartoffeln, Rüben usw.) hervorzubringen, 
daß sich dann beim Schlachten soviel Schweinefleisch ergibt, daß es 
dem Nährwert der pflanzlichen Nahrung entspricht? Nein, die Er¬ 
fahrung lehrt, daß nur etwa die Hälfte des Nährwertes in Form von 
Fleisch auf derselben Bodenflache erzeugt werden kann. Und das 
ist auch erklärlich. Das Tier verbraucht mit seiner Nahrung eine 
Menge Boden, aber es verwandelt durch seine Verdauung nicht alles 
genossene Futter in Fleisch. Ein Teil der Nährstoffe verwandelt 
sich in Haut, Haar, Knochen, Zähne, Klauen und andre Teile des
	        
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