Full text: Lesebuch für landwirtschaftliche Winter- und Fortbildungsschulen

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herrschte Pharao Necho über Ägypten; dem stellte sich König Josia von 
Juda entgegen, als Necho gen Babel zog, und fand seinen Tod. Necho 
aber wurde von Nebukadnezar von Babel geschlagen und sein Land wüst 
gelegt. Das Jesuskind fand eine Bergungsstätte in Agypten, als Herodes 
ihm nach dem Leben trachtete. 
Das Land hat alte Baudenkmäler, denen wenig auf Erden an die 
Seite zu setzen ist. Dahin gehören die ungeheuren Tempel und Paläste; 
deren Wände bestehen aus Sandsteinquadern, die Säulen aus Sandstein— 
blöcken und die Decke aus gewaltigen Steinplatten; kein Balken, kein Nagel, 
keine Klammer, Stein auf Stein gehäuft. An den Wänden steht in 
Bildern und Figuren die Geschichte des alten Ägyptens: seine Schlachten, 
Siege und Könige. An andern Stellen stehen Obelisken, d. h. Spitz- 
säulen aus einem Stein gehauen, bis 23 Meter hoch und mit der Ge— 
heimschrift der Agypter (Hieroglyphen) beschrieben; ferner gewaltige Säulen— 
gänge, 12 bis 18 Meter hoch, eine einzige Säule oft so breit, daß an 
hundert Menschen auf dem Knaufe Platz hätten. In Mittelägypten be— 
finden sich die Pyramiden, deren höchste 137 Meter hoch ist; an einer 
von ihnen bauten 100000 Menschen vierzig Jahre. Da die alten Agypter 
glaubten, die Seele bleibe nach dem Tode so lange bei dem Leibe, als er 
noch nicht verwest sei, so balsamierten sie ihre Toten ein und brachten sie 
dann in die weiten Totenkammern, welche sie in die Felsen hineingehauen 
hatten. Auf die Ausschmückung dieser Totenkammern verwandten sie viel 
mehr Pracht als auf ihre Wohnungen. Da sieht man die Mumien reihen— 
weise neben- und übereinander geschichtet, wie sie vor 4000 Jahren hin— 
eingelegt wurden, sorgfältig mit Leinwand und Bändern umwickelt. Kein 
Volk der alten Zeit hat mehr die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes 
verwandelt in Bilder der vergänglichen Menschen und der Vögel und der 
vierfüßigen und kriechenden Tiere; allerlei nützlichen und schädlichen Tieren 
samt dem Könige und dem Nil wurden Opfer gebracht. Früh aber schon 
kam das Evangelium nach Agypten; in Alexandria soll der Evangelist 
Markus es gepredigt haben, und von hier verbreitete es sich unter den 
Kopten, den Nachkommen der alten Äghpter. Etliche Jahrhunderte be— 
stand es; da kamen im siebenten Jahrhunderte Muhammeds Anhänger 
und vernichteten dasselbe. Endlich bemächtigten die Türken sich des Lan— 
des. Sie besitzen es noch jetzt und lassen es durch einen Vizekönig re— 
gieren. Jetzt giebt es noch an 30000 christliche Familien, deren Christen⸗ 
tum freilich arg entstellt ist. Sie sind wie Sklaven geachtet, und ihr 
Patriarch, der zu Kairo wohnt, kann es nicht hindern, daß Armut, Druck 
und Verführung immer neuen Abfall zum muhammedanischen Afterglauben 
zuwege bringen. Fluͤgge. 
304. Die Karawanen der Sahara. 
Die meisten Völker, welehe die Wüste bewohnen, sind in be— 
standigen Kampfen unter einander; viele von ihnen sind räuberisch 
und leben zum Teil davon, daß sie Reisende überfallen und plün-
	        
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