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209. Die Aller.
Ungefähr 2 km nördlich von dem vielbesuchten Markte
Oberstdorf fließen drei Achen oder Bäche zusammen, ans
deren Vereinigung die Iller entsteht.
Im Südosten von Oberstdorf bieten die rechtsseitigen
Zuflüsse der Trettach schöne Wasserfälle; die Stillach ent¬
springt an der Südspitze Bayerns, und die Breitach, dieser
stärkste Quellbach der Iller, hat sich in der 60 m tiefen
Klamm „Zwingsteg" einen Weg aus Tirol nach Bayern
gebahnt.
Die vereinigten Gewässer bilden in ihrem Laufe bis
Jmmenstadt auf der Landkarte eine ziemlich gerade Linie,
durch welche das Gebiet in eine östliche und westliche Hälfte
abgegrenzt erscheint. Auf der ganzen Strecke stehen Berg¬
gruppen einander gegenüber.
Unweit Martinszell, bei der Ruine Langcneck, einem
ehemaligen Jagdschlösse der Fürstäbte von Kempten, betritt
die Iller das KemPter Land, das sie in bedeutenden Krümm¬
ungen durchfließt. Wegen des starken Gefälles ist auch
hier ihr Lauf noch ziemlich rasch. Infolge der vielen Zu¬
flüsse, durch welche sich die Iller verstärkt, erreicht sie in
der Memminger Gegend eine durchschnittliche Breite von 50 m
und eine Tiefe von 1 m. Von der Stadt Memmingen an
bildet der Fluß die Westgrenze Bayerns gegen Württemberg,
bis er bei der Roten Wand unweit der Stadt Neu-Ulm in
die Donau mündet:
Die Donau verstärkt sich durch den Zttflnß der Iller
so sehr, daß sie von hier an schwerbeladene Schiffe auf ihrem
Rücken zu tragen vermag.
Die Iller ist wie die Mehrzahl der Alpenflüsse ein reißen¬
des Gewässer. Durch schnelle, starke oder durch anhaltende
Regengüsse oder durch rasche Schneeschmelze erreicht sie oft
einen so hohen Wasscrstand, daß sie nicht selten bedeutende
Verheerungen anrichtet. Zwischen Rauhenzell und Jmmenstadt