Full text: [Teil 4 = 8. u. 9. Schulj, [Schülerbd.]] (Teil 4 = 8. u. 9. Schulj, [Schülerbd.])

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B. 
durch all den Lärm ein schrilles Klingelzeichen. Im Nu wurden sämtliche 
Luken und Fenster, die nach Deck führten, geschlossen. Das Kommando 
„Schotten dicht!“l07 war gegeben. 
Der Lärm und das Getöse nahmen zu. Das zischte, stampfte, fauchte 
und ratterte so stark, daß man kein Wort verstehen konnte. Es wollte mir 
schwindlig vor den Augen werden, wenn ich in die von elektrischen Lampen 
grell beleuchteten, auf und ab sausenden Maschinenteile hineinblickte, die 
scheinbar ein unentwirrbares Durcheinander bildeten. Das Stampfen 
und Schlingern des Bootes wurde stärker. Krampfhaft klammerte sich die 
Bedienungsmannschaft an die eisernen Geländer, um nicht zwischen die 
verderbenbringende Maschine geschleudert zu werden. Jetzt sah ich auch, 
wozu die Olröcke der Mannschaft dienten. Durch das Schwanken des 
Schiffes wurde das sich aus den Kühlleitungen ergießende Wasser, ver— 
mengt mit dem abfließenden Ol, hin und her geworfen, von den Kurbeln 
erfaßt und durch den ganzen Maschinenraum gespritzt. Ich war in meinem 
Tunnel ziemlich sicher, doch nicht lange; plötzlich erhielt ich einen starken 
Strahl Wasser seitwärts ins Gesicht, der mich völlig durchnäßte. Ich 
glaubte ein schadenfrohes Gelächter zu hören; wütend drehte ich mich um. 
Da sah ich denn die Ursache. Einige Teile der Maschine fingen an, un— 
vorschriftsmäßig heiß zu werden, und um diesem vorzubeugen, hielt ein 
Mann die Teile fortwährend mittels einer Spritze unter Wasser. Aus 
Versehen — oder war's Absicht gewesen? — hatte ich einen Guß ab— 
bekommen. 
Nun fing es an, drückend heiß zu werden. Bald schmerzten mich die 
Augen, und im Kopfe hatte ich ein Gefühl, als ob er zerspringen wollte. 
Ich vergrub meinen Kopf in den im Tunnel stehenden Kasten mit Putz— 
baumwolle und hatte hierdurch einige Linderung. Nach einer Zeit, die 
mir wie eine Ewigkeit vorkam, und von der ich nichts weiter weiß, als 
daß der Höllenlärm und die Hitze mich fast zur Verzweiflung brachten, wurde 
mir auf die Schulter getippt, und irgend ein mitleidiger Maat108 brüllte 
mir ins Ohr: „He! Junger Mann, wenn Sie seekrank sind, gehen Sie 
an Deck!“ Entrüstet wollte ich antworten; aber schon befand ich mich 
auf der Treppe, die nach oben führte. Ich öffnete die Luke und trat an 
Deck. — Schwapp! das erste war, daß der Wind mir meine Mütze ent— 
führte. Dann griff ich krampfhaft nach dem eisernen Geländer. Es war 
aber auch die höchste Zeit; denn das Boot durchschnitt gerade eine Woge, 
und diese fegte mit furchtbarer Gewalt über Deck. Nachdem der erste Schreck 
vorüber war, bot sich mir ein großartiger Mblick. 
Pfeilschnell jagte das Torpedoboot durch die wildbewegte See. Es 
schien darüber hinzufliegen; nur ab und zu, wenn eine Welle zu groß war, 
bohrte es sich hindurch und verschwand für einen Augenblick unter Gischt 
umd Schaum. Es herrschte ein solcher Luftzug, daß ich Mühe hatte, mich
	        
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