I). Schillers Biographie.
Vgl.: „Die Räuber“. „Don Carlos“. „Resignation“. „Die Götter Griechen¬
lands“. „Die Ideale“. „Nadowessische Totenklage“. „Das Ideal und das
Leben“. „Das Glück und die Weisheit“. „Die Huldigung der Künste“.
164. Schiller und der Herzog von Würtcmherg.
Von Heinrich Laube.
Die Karlsschüler. Leipzig 1848. S. 216. (4. Act, 5 Scene.)
Herzog (geht über die Bühne zum Stuhle rechts und setzt sich darauf; sobald
er sitzt, winkt er, ohne sich umzusehen, Schiller, und dieser kommt in die Mitte
des Theaters). Wie alt ist Er?
Schiller. Dreiundzwanzig Jahr.
Herzog (für sich). Und richtet schon solches Unheil an! (Laut:)
Einer von Euch sagte gestern, die Menschen Hessen sich nicht erziehen.
Was hat Er denn werden wollen, ehe ich mich Seiner angenommen?
Schiller. Ich wollte Prediger werden, Durchlaucht.
Herzog (sieht ihn von der Seite an).
Schiller. Ich band mir schon als Knabe eine schwarze Schürze
vor und stieg auf den Stuhl und predigte — was hab’ ich zu sagen
gewusst als unkundiger Knabe! Es war also nur der Drang, ein volles
Herz auszuschütten, die Wunder der Welt zu verkünden und die Men¬
schen aufzurufen zur Sammlung, Begeisterung und Thätigkeit. So ist
es noch in mir, Durchlaucht. Ich glühe, ich zittre und bebe dafür,
Gutes und Grosses zu bewirken.
Herzog (halb für sich). Ich glaube wahrhaftig, es wäre ihm besser
gewesen! Im Tübinger Stifte die steife Methode, und dann hinaus mit
den Windmühlflügeln in die dicken Nebel zwischen Diesseits und Jen¬
seits. Herrgott und Satan vertragen mehr, als wir auf Erden. (Laut und
streng:) Was soll denn nun aus Ihm werden? Ein Poet, dass Gott
erbarm’!
Schiller. Ein Prediger von der Schaubühne herab durch die be¬
geisterte Stimme des Schauspielers. Durchlaucht, eine belebende Zukunft