Object: Lebensbilder aus Sage und Geschichte (Vorstufe)

Kaiserkrönung. 
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da kam ihm Papst Leo zuvor. Es war i. I. 800 am Weihnachtsfeste.800 
Kart, war in Rom zu Besuch und kniete betend in der Peterskirche. Plötzlich 
trat der Papst hinzu und 
setzte ihm eine Krone auf, 
und das ganze Volk rief: 
„Dem erhabenen Karl, dem 
von Gott gekrönten großen 
und friedebringenden Kaiser 
der Römer, Leben und 
Sieg!" Darauf kniete der 
Papst vor ihm nieder und 
huldigte ihm als Erster, 
und man nannte ihn hinfort 
„Kaiser" und „Augustus". 
So war ein Deutscher an 
die Stelle der römischen 
Kaiser getreten; ein neues 
Weltreich war gegründet. 
v. Friedenstätigkeit und häusliches Leben. Aber wir können den 
großen Kaiser auch von einer andern Seite kennen lernen; wir können hinein¬ 
sehen in sein häusliches Leben und seine Tagesarbeit. Kluge Männer seines 
Hofes haben uns über das alles genaue Berichte aufgeschrieben. Sehen wir 
uns einmal an, wie ein gewöhnlicher Tag im Leben Karls des Großen 
aussah! 
Zu Aachen weilt er am liebsten. Jeden Morgen schreitet er dort um 
6 Uhr von seinem Palaste durch einen bedeckten Gang in die prachtvolle, 
achteckige Hofkapelle, die er nach dem Vorbilde italienischer Kirchen gebaut 
hat und die noch heute den Hauptteil des Aachener Domes bildet (s. Bild 
S. 134). Dort hört er. die Messe und freut sich, wenn dabei die Sänger- 
chöre gut klingen. Er hat sich nämlich italienische Sänger kommen lassen, 
die müssen seine Deutschen das Singen lehren; denn laut können seine Franken 
wohl singen, aber nicht schön. Nach der Messe geht er in den Palast. Seine 
zwei Söhne nehmen ihm Mantel und Schwert ab, und die sechs lieblichen 
Töchter bringen den Morgenimbiß: Wein, Brot und Obst, und es schmeckt ihm 
gut. Trotz seines weißen Haares sind seine blauen Augen frisch und jugend¬ 
lich, seine Gesichtsfarbe gesund. Gern sieht er alle seine Töchter um sich 
und freut sich, wenn sie mit zierlichen, selbstgewebten Gewändern und frischen 
Blumen geschmückt sind. — Dann folgt die Arbeit des Vormittags. Bittende^ 
Klagende kommen aus allen Teilen des Reiches und finden aufmerksames 
Gehör, und wehe dem Beamten, den Karl dabei auf einem Unrecht betrifft! 
Danach kommt ein „Königsbote" und erstattet genauen Bericht von seiner Reise. 
Karl hat nämlich sein ganzes Reich in „Gaue" geteilt und über jeden Gau 
Froning-Wül!er, Lehrbuch der Geschichte. Vorstufe von Niebour. 9 
Alfred Retbel. 
Karls Kaiserkrönung.
	        
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