188
Muthe. Wo der Graurock hingekommen, wußte keiner; so wie auch keiner
wußte, was er von ihm denken sollte.
Wie nun die Stube leer war, stand der Wirth noch lange ganz ver¬
dutzt, und sah aus Einen Fleck, und dachte an die lange und schwere Beichte,
die der Alte in seinem Namen abgelegt hatte. Um seine Sünden hätte er
sich nun wohl so sehr nicht bekümmert; sie hatten ihn ja zum reichen Mann
gemacht; aber daß sie alle ossenbar geworden waren, und daß er jetzt mit
seiner betrogenen Hoffnung ein Spott der Leute werden sollte, das konnte
sein Hochmuth nicht verwinden. Mit einem tiefen Seufzer trat er nun an
den Tisch, auf dem das große, schwere Goldstück funkelte. „Es ist doch
etwas!" dachte er, und streckte die Hand danach aus. Aber als er das
funkelnde Gold anrührte, war es der Schnitt einer gelben Rübe. Darüber
erschrack er nun so, daß er todt zur Erde siel. So fand ihn seine Frau,
und man konnte ihn nicht wieder zu sich bringen. Der Gasthof zum
Schwan wurde nun zugemauert; denn Niemand wollte mehr hineingehen,
viel weniger ihn kaufen. Kinder hinterließ der Wirth nicht, und so kam
sein Geld und Gut, das er mit Sünden zusammengebracht hatte, an lachende
Erben. Einige seiner Grundstücke kaufte Bastel, der mit seiner Else lange
Jahre in Einigkeit und Frieden lebte, und Kinder und Enkel erzog, und
immer ein Wohlthäter der Armen und ein Freund aller rechtschaffenen
Menschen blieb.