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23. A n einen Virtuose n. (Von dems.)
Daß er durch mächtigen Gesang
Der Löwen Grimm, der Felsen Härte zwang,
Der Ruhm war einst dem Orpheus eigen.
Doch du thust mehr, — du machst die Damen schweigen.
21. Misogyn*) ans die weibliche Zunge.
(Don G'ötz.)
Daß ohne Zung' ein Mädchen schweigen kann,
Das glaubet man;
Daß mit der Zung' ein Mädchen schweigen kann,
Geht schwerlich an.
26. Aus dem Testament eines Zechers.
(Von Ioh. Charlotte Unzer.)
Es soll auf meinem Leichenstein
So vielmal stehn, als Platz wird sein:
Wein! Wein! Wein! Wein! Wein! Wein! Wein!
26. In lins Cäsar.
(Don der Dichterin Karsch, geb. Dürrbach, gest. 1791 in Berlin.)
Daß Cäsar den Pompejus überwand,
War blos ein Werk des Glücks, der Götter Rath.
Doch daß er nach dem Sieg die Menschlichkeit empfand,
Und jeden Tag sich selbst für seine Feinde bat,
Dies war des Helden große That.
27. Das königliche Geschenk. (Von dcrs.) **)
Zwei Thaler giebt kein großer König;
Ein solch Geschenk vergrößert nicht mein Glück.
Nein, es erniedrigt mich ein wenig;
Drum geb' ich es zurück.
28. Die Schwätzer.
(Von Klopstock.)
Widriger sind mir die redenden, als die schreibenden Schwätzer,
Diese leg' ich weg, jenen entslieh' ich nicht stets.
*)'Weiberfeind.
**) Friedrich d. Gr. batte diese Dichterin, die Tochter bäurischer Eltern, einst
rufen lassen, und ihr dabei Hoffnung gemacht, für sie zu sorgen. Sie erinnerte
ihn zehn Jahre später daran durch einen Brief, woraus er ihr 2 Thlr. schickte,
mit der Aufschrift: 2 Tblr. zum Geschenk für Deutschlands Dichterin. Sie nahm
dies aber übel, und sandte ihm das Geld mit dem folgenden Epigramm zurück,
das ibr indeß keine größere Unterstützung verschaffte.