Erster Abschnitt.
Der Lehrstyr.
Zum Umfange des Lehrstyls gehört alles, was zum Kreise
der menschlichen Erkenntniß gehört. Zwei Eigenschaften dürfen
ihm nicht fehlen: Wahrheit und Schönheit. Wir sollen
nämlich nicht nur die Richtigkeit der vorgetragenen Wahrheiten
einsehen, sondern auch Wohlgefallen an der Art des Vortrags
empfinden. Der Hauptzweck des Lehrstpls ist allerdings zu be¬
lehren und Ueberzeugung hervorzubringen. Aber wir haben nicht
blos Verstand, sondern auch Einbildungskraft und Gefühle, und
diese Kräfte sind nicht so schroff von einander geschieden, daß
nicht der Lehrstyl auch nebenbei die Einbildungskraft und die
Gefühle berühren sollte. Doch hängt das vom Stoffe ab.
Manche Gegenstände können blos den Verstand beschäftigen,
z. B. die Lehren der Mathematik; andere wirken zugleich auf
das Gefühlsvermögen und die Einbildungskraft, z. B. die Astro¬
nomie. Ferner hängt es von dem Zwecke des Lehrenden ab, ob
er feinen Styl mit mehr oder weniger Schmuck ausstatten will.
Trägt er einem Kreise von Gelehrten seine Lehren vor, so wird
der Styl anders sein, als wenn er das weibliche Geschlecht, und
wieder anders, wenn er Kinder belehren will. Ebenso bestimmt
sein Zweck, ob er kurz oder umständlich reden soll. Je nachdem
seine Zuhörer oder Leser gelehrter oder gebildeter sind, muß er
auch seinen Vortrag anders einrichten.
Hier kann nur von dem Lehrstyl die Rede sein, der dem weib¬
lichen Geschlecht verständlich sein soll. Dieser muß nicht nur
alles vermeiden, was nicht zu dem Kreise dessen gehört, was die¬
ses Geschlecht zu wissen braucht, sondern auch alle Ausdrücke und
Anspielungen, welche selbst den Gebildeten desselben unverständ¬
lich sein würden. Einen solchen Lehrstyl nennt man den popu¬