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noch keine Geschichte genannt werden könne: so gestehe ich
gern, daß dieser Vorwurf dies Buch mit Recht trifft. Indeß
sey es mir erlaubt, daran zu erinnern, was keinem Schul¬
manne wenigstens unbekannt seyn wird: daß es wohl auf ein
verfehltes Streben hinauskommen würde, überden eigentlichen
Zweck der Schule, der sich doch auf die formelle Bildung be¬
schrankt, hinaus eine historische Ansicht gründen zu wollen;
da nach aller Erfahrung selbst der reifere Schüler schwerlich
reif genug seyn dürfte, eine richtige historische Ansicht sich zu
eigen zu machen; das Einreden derselben aber nur zu leicht
zu unberufnem, gehaltlosem Absprechen Anlaß geben würde.
Der Lehrer aber wird, wenn er zu seiner eignen Praparation
etwa die Arbeiten von Becker, Pölitz u. a., vorzüglich aber
des trefflichen Joh. v. Müller allgemeine Geschichten zu be¬
nutzen weiß, nicht in Gefahr seyn, von einem falschen Ge¬
sichtspuncte aus die Geschichte zu behandeln.
Osnabrück den 16. Februar 1825.
Vorrede
zur fünften Auflage.
Schon bei Bearbeitung der vierten Auflage dieses Leit¬
fadens war vorzüglich auf dessen Brauchbarkeit auch für die
mittlern Gymnasialclassen Rücksicht genommen. Dieselbe Rück¬
sicht hat auch bei den Veränderungen in dieser fünften Aus¬
lage vorgeherrscht; denn, wie dort die alte Geschichte, so
haben hier, außer den durch die letzten Jahre nothwendig ge¬
wordenen Zusätzen, vorzüglich die Abschnitte, welche die deut¬
sche Geschichte wahrend des Mittelalters umfassen, manche
Verbesserungen erfahren. Es war hier die Absicht, durch
Hervorheben der allgemeinern Gesichtspuncte noch mehr Ein¬
heit und Zusammenhang in die Folge der Thatsachen zu brin¬
gen, um hiedurch bei der Jugend die Einsicht in den Gang
der Begebenheiten wahrend dieses bedeutenden Abschnittes
unsrer Geschichte, soviel die Grenzen des Buchs gestatteten,
zu befördern.