10 Littemrgeschichtlicher Überblick.
einzeltes abgerechnet, erst in neuester Zeit mehr Gediegenes hervor. Die Fa¬
milienromane des vorigen Jahrhunderts sind längst vergessen, ebenso die ersten
Nachahmungen des englischen humoristischen Romans; nur die Leistungen G ott l ob
v. Hippels überschreiten in dieser Richtung die Grenze des Gewöhnlichen, und
Jean Paul (Jean Paul Friedrich Richter) wird sür immer der Liebling des
deutschen Volkes bleiben. Auch die Romantiker widmeten dem Roman große
Pflege: der sinnliche Kunstroman (Tieck und Novalis) der Ritterroman (Fonquo).
die eigentliche Novelle, das Märchen und später auch der geschichtliche Roman
wurden mit verdienstlichem Eifer bearbeitet. Wir führen nur an: Ernst
Wagner, Heinrich Steffens, Ernst Theod. Wilh. Hofsmann,
Zschokke, Spindler, Hanfs, und von den Romanschriftstellern der neuesten
Zeit: Heinrich Joseph König, Lev in Schücking, Hermann Kurz,
Mosen, Dingelstedt, Franz von Gandy, Theod. Mügge, Lewald,
Ern st Willkomm, Gutzkow, Auerbach, Auguste von Paalzow,
G. Freytag, Ph. Galen, G. Heiekiel u. Herrn. v. Schmid (st 1880).
Auch ans den Gebieten der übrigen Wissenschaften begegnet ein reges
und zugleich erfolgreiches Streben, und ein jedes zählt glänzende Namen zu
seinen Vertretern. Als Geschichtsschreiber leuchten voran: Johannes v. Müller
und Ludwig Freiherr v. Spittler, Fr. Ch. Dahlmann (st 1860),
G. Dropsen, G. Gervinns (st 1871), L. Ranke, H. Leo, H. v. Sybel,
Schlosser, M. Duncker, Th. Mommsen, F. W. Giesebrecht,
Weber u. a. m.; als Philosophen: Immanuel Kant, Karl Wilhelm
v. Humbold, Fichte, v. Schilling, Herbart, Schleier mach er, Hegel.
Auf dem Gebiete der Kunst- und Kulturgeschichte glänzen die Namen: F. Kug-
ler, K. Schnaase, W. Lübke, G. Kinkel, Riehl u. a. m.; auf dem der
Litteraturgeschichte ein Gervinus, F. Ch. Vilmar, I. Schmidt, W.
Wackernagel, Koberstein, H. Kurz, Hettner, Barthel u. a. m., und
endlich ans dem der Sprachwissenschaft voran I. und W. Grimm, ferner
K. Lach mann, Weigand, K. v. Raumer, Wilman ns, Duden, Daniel,
Sander u. a. m.
Fr. Heinrich Alexander von Humbold, der große Naturforscher, und
Karl Ritter, der Schöpfer der vergleichenden Erdkunde, bleiben unvergeßlich.
Von namhaften Theologen unseres Jahrhunderts nennen wir F. Schleier¬
macher, de Wette, F. W. Hengstenberg, I. von Bunsen, Tholuck,
Beyschlag, Riehm, und endlich als Lehrer der Volkswirthschaft den im
Jahre 1846 verstorbenen F. List, sowie W. Roscher nebst Schm oll er in
Straßburg, der seit 1870 wieder deutschen Stadt.
Entsprechend nun der Zahl der Perioden der deutschen Literatturgeschichte überhaupt
gliedern sich die hier dargebotenen Proben deutscher Dichtung in sieben Bücher.
Erstes Buch. Bon der ältesten Zeit bis um 1150.
Zweites Buch. Das erste klassische Zeitalter. (1150— 1350). Die ritterlich höfische Dichtung.
Drittes Buch. Verfall der ritterlichen, Erwachen der bürgerlichen Dichtung. (1350 — 1517).
Viertes Buch. Das Zeitalter der Reformation. Von Luther bis Opitz (1517 — 1624).
Fünftes Buch. Das Zeitalter des dreißigjährigen Krieges bis Albrecht v. Haller (1624—1740).
Sechstes Buch Das zweite klassische (goldene) Zeitalter (1740— 1830). 1. Von 1740 -1800.
2. Von 1800 bis 1830.
Siebentes Buch. Deutsche Dichtungen der Gegenwart. (1830 — 1880).