12
Alte Seit.
kund war er . .
kühnen Männern:
ich glaube nicht, daß er noch lebt.
Weiß Allgott
oben her vom Himmel,
daß du nie noch mehr
mit so verwandtem Manne
Streit nicht führtest."
Da wand er vom Arme
gewundene Ringe
von Kaisergold gemacht,
wie ihm sie der König gab
der Hunnen Herr:
„Daß ich dir cs nun mit Huld gebe.
Hadhubrant sprach,
Hiltibrants Sahn:
Mit dem Geere soll
der Mann Habe empfahen,
Spitze gegen Spitze.
Du bist dir, alter Hun,
allzuklug,
reizest mich . . .
mit deinen Worten, willst mich
mit deinem Speere werfen;
du bist ein so gealterter Mann,
wie du ewigen Betrug verführest.
Das sagten mir
Seefahrende
westwärts über den Wendel¬
see, daß man Krieg vernahm:
todt ist Hiltibrant
Heribrantes Sohn."
Hiltibrant sprach,
Heribrantes Sahn:
„Wohl sehe ich an deinen Rüstungen,
daß du hast daheim
einen guten Herrn,
daß du nach durch diesen Oberen
verbannt nicht worden bist.
Wehe nun, waltender Gott (rief Hil-
Wehgeschick erfüllt sich. stibrant)
Ich waltete (der) Sommer
und Winter sechzig,
daß man stets mich scharte
zu der Schießenden Volk ;
vor keiner der Städte
doch kam ich zu sterben;
nun soll mich das eigene Kind
mit dem Schwerte Hanen
mit dem Stahl treffen
oder ich sein Töter werden!
Dach magst du nun leichtlich
wenn dir deine Kraft taugt,
an so hehrem Manne
Rüstung gewinnen,
Raub erbeuten,
wenn du dazu einiges Recht hast,
Doch der sei der feigste
der Ostleute (Ostgothen),
der dir den Kampf nun weigerte
nun dich so wohl des lüstet,
den Zweikampf:
versuche den Streit,
wer von uns sich heute
der Beute rühmen solle
oder dieser Brünnen
beider walten!"
Da ließen sie zuerst
mit Eschenspeeren schreiten,
mit scharfen Schauern,
daß es in den Schilden stand,
(dann stieben sie zusammen,
die Schilde klangen)
sie hieben schmerzlich
weiße Schilde,
bis ihnen ihre Linden (Schilde)
klein wurden.
2. Das Ludwigslied
Gedichtet von einem Geistlichen besingt dies Lied den Sieg König Ludtvig III. über die Nor¬
mannen bei Sauconrl, im I. 881.
Der Verfasser, angeblich der Mönch Hugbald im flandrischen Kloster St. Amandus bei l'EInon,
das in der Nähe des Schlachtfeldes lag, erzählt, wie Gott den sungen König habe prüfen wollen, ob
er Mühsal und Leid zu tragen im Stande sei. Darum habe er ein Volk grimmiger Helden übers
Meer fahren und in das Frankenland einfallen lassen Der König aber habe die Fahne ergriffen
und sei an der Spitze seines Volles dem Feinde entgegengegangen. Vor der Schlacht sodann habe
er ein heiliges (= christliches) Lied gesungen und das Volk habe eingestimmt in den Ruf: „Kyrie
eleison!" („Herr, erbarme dich!").