Full text: Sieben Bücher deutscher Dichtungen

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Alte Seit. 
kund war er . . 
kühnen Männern: 
ich glaube nicht, daß er noch lebt. 
Weiß Allgott 
oben her vom Himmel, 
daß du nie noch mehr 
mit so verwandtem Manne 
Streit nicht führtest." 
Da wand er vom Arme 
gewundene Ringe 
von Kaisergold gemacht, 
wie ihm sie der König gab 
der Hunnen Herr: 
„Daß ich dir cs nun mit Huld gebe. 
Hadhubrant sprach, 
Hiltibrants Sahn: 
Mit dem Geere soll 
der Mann Habe empfahen, 
Spitze gegen Spitze. 
Du bist dir, alter Hun, 
allzuklug, 
reizest mich . . . 
mit deinen Worten, willst mich 
mit deinem Speere werfen; 
du bist ein so gealterter Mann, 
wie du ewigen Betrug verführest. 
Das sagten mir 
Seefahrende 
westwärts über den Wendel¬ 
see, daß man Krieg vernahm: 
todt ist Hiltibrant 
Heribrantes Sohn." 
Hiltibrant sprach, 
Heribrantes Sahn: 
„Wohl sehe ich an deinen Rüstungen, 
daß du hast daheim 
einen guten Herrn, 
daß du nach durch diesen Oberen 
verbannt nicht worden bist. 
Wehe nun, waltender Gott (rief Hil- 
Wehgeschick erfüllt sich. stibrant) 
Ich waltete (der) Sommer 
und Winter sechzig, 
daß man stets mich scharte 
zu der Schießenden Volk ; 
vor keiner der Städte 
doch kam ich zu sterben; 
nun soll mich das eigene Kind 
mit dem Schwerte Hanen 
mit dem Stahl treffen 
oder ich sein Töter werden! 
Dach magst du nun leichtlich 
wenn dir deine Kraft taugt, 
an so hehrem Manne 
Rüstung gewinnen, 
Raub erbeuten, 
wenn du dazu einiges Recht hast, 
Doch der sei der feigste 
der Ostleute (Ostgothen), 
der dir den Kampf nun weigerte 
nun dich so wohl des lüstet, 
den Zweikampf: 
versuche den Streit, 
wer von uns sich heute 
der Beute rühmen solle 
oder dieser Brünnen 
beider walten!" 
Da ließen sie zuerst 
mit Eschenspeeren schreiten, 
mit scharfen Schauern, 
daß es in den Schilden stand, 
(dann stieben sie zusammen, 
die Schilde klangen) 
sie hieben schmerzlich 
weiße Schilde, 
bis ihnen ihre Linden (Schilde) 
klein wurden. 
2. Das Ludwigslied 
Gedichtet von einem Geistlichen besingt dies Lied den Sieg König Ludtvig III. über die Nor¬ 
mannen bei Sauconrl, im I. 881. 
Der Verfasser, angeblich der Mönch Hugbald im flandrischen Kloster St. Amandus bei l'EInon, 
das in der Nähe des Schlachtfeldes lag, erzählt, wie Gott den sungen König habe prüfen wollen, ob 
er Mühsal und Leid zu tragen im Stande sei. Darum habe er ein Volk grimmiger Helden übers 
Meer fahren und in das Frankenland einfallen lassen Der König aber habe die Fahne ergriffen 
und sei an der Spitze seines Volles dem Feinde entgegengegangen. Vor der Schlacht sodann habe 
er ein heiliges (= christliches) Lied gesungen und das Volk habe eingestimmt in den Ruf: „Kyrie 
eleison!" („Herr, erbarme dich!").
	        
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