Full text: [Teil 6 = (10. Schuljahr), [Schülerband]] (Teil 6 = (10. Schuljahr), [Schülerband])

schichtliche Bedeutung, von Küste zu Küste und von Insel zu Insel ist 
die Geschichte über die Meere hingewachsen, zuerst über die engeren, dann 
über die weiten, und auf die Verbindung durch das Meer blieben so ent¬ 
standene Staaten hingewiesen. Vas Mittelmeer hielt die Geile des römi¬ 
schen Reiches zusammen, so wie heute das Weltmeer die Kolonien des 
britischen Weltreiches zusammenhält, von den drei großen Meeren ist das 
kleinste, der Indische Ozean, am frühesten geschichtlich geworden, der At¬ 
lantische folgte, und die Entdeckung und Ouerung des mehr als zwei Drittel 
der Erde bedeckenden Stillen Ozeans war die letzte große Tat auf dem 
Gebiete der umfassenden geographischen Entdeckungen. Ehe die großen 
Meere in das Licht der Geschichte traten, hatten sie ihre stillen Wirkungen 
wohl schon durch ungezählte Jahrtausende auf die Verbreitung der Völker 
geübt, und wir erkennen deren Spuren noch in der heutigen Kassen¬ 
verteilung. Darin liegt die menschheitsgeschichtliche Bedeutung der Ent¬ 
deckung Kmerikas, daß sie in dem Verhältnis der großen Völkergruppen zu 
den beiden großen Ozeanen, und damit in der Stellung zur ganzen be¬ 
wohnten Welt, eine gänzliche Verschiebung hervorbrachte. Bis 1492 stand 
Amerika seiner Menschheit nach am Ostrande der bewohnten Welt, mit 
der es der Stille Ozean verband' der Atlantische aber gähnte wie eine 
Kluft zwischen Amerika und dem Westrande der bewohnten Welt in Europa 
und Afrika. Die normannischen Grönland- und Winlandfahrten überfuhren 
sie, überbrückten sie aber nicht. Seit 1492 zog die Kolonisation einen 
Zaden um den andern über den Atlantischen Ozean, alle frisch und lebens¬ 
fähig, während die alten Verbindungen über den Stillen Ozean abstarben 
und vergessen wurden. 
Nicht geringer als die erdgeschichtliche ist die menschheitsgeschichtliche 
Bedeutung der drei Mittelmeere. Diese ist im europäischen Mittelmeer am 
frühesten verwirklicht worden, von dessen Gestadeländern das ausgestrahlt 
ist, was wir unsere Kultur nennen. Aber allen dreien kommt die gleich 
bedeutsame Lage zwischen je zwei Erdteilen zu, wodurch sie schon heute 
die Träger der wichtigsten interozeanischen Verbindungen geworden sind. 
Unter ihnen ist das austral-asiatische Mittelmeer von Natur offen, das 
europäisch-afrikanische ist durch den Suezkanal aufgeschlossen worden, so 
daß es die kürzeste Verbindung zwischen dem Atlantischen und Indischen 
Ozean geworden ist, das amerikanische ist auf dem Wege, durch den 
Panama-Kanal aufgeschlossen zu werden. Ebenso wirken die Erdteile, die 
nördlich und südlich von den Mittelmeeren liegen, durch sie aufeinander; 
Europa und Afrika, Asien und Australien, Kord- und Südamerika sind 
so verbunden. 
Die Nebenmeere, wie Nord- und Ostsee, Gelbes Meer und Hudson- 
bai, sind kleiner und weniger selbständig; doch als Zugänge bleiben auch 
sie wichtig. Ruch auf der Ostsee ruht ein hauch geschichtlicher Größe, der 
sogar an das Mittelmeer erinnert; sie gleicht dem Schwarzen t-instltut 
ihrer Erschließung Osteuropas, und die Kolonien und Kämpfe der Hanfe - , ,.,.-<»1® 
Xeller-Stehle, Deutsche; Lesebuch VI. 25 Schulbuchforschung 
Braunschweig 
Schulbuchbibliothek
	        
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