Full text: (Sechstes und siebentes Schuljahr) (Teil 3 für Kl. 4 u. 3)

IV. Fabeln, Parabeln, Sprichwörter. 
70. Die Pfauen und die Krähe. 
Gotthold Ephraim Lessing? 
Eine stolze Krätze schmückte sich mit den ausgefallenen Federn der 
farbigen Pfauen und mischte sich kühn, als sie genug geschmückt zu sein 
glaubte, unter diese glänzenden Vögel der Juno. Sie ward erkannt, 
und schnell fielen die Pfauen mit scharfen Schnäbeln aus sie, ihr den 
betrügerischen Putz auszureisen. 
„Lasset nach!" schrie sie endlich; „ihr habt nun alle das Eurige 
wieder." Doch die Pfauen, die einige von den eignen glänzenden Schwung¬ 
federn der Krähe bemerkt hatten, versetzten: „Schweig', armselige Närrin; 
auch diese können nicht dein sein!" — und hackten weiter. 
71. Oer Oeirige. 
Ootttiolct LpUraim l,e88in§. 
„Ich Unglücklicher!" klagte ein Geizhals seinem Nachbar. „Man 
hat mir den Schatz, den ich in meinem Garten vergraben hatte, diese 
Nacht entwendet und einen verdammten Stein an dessen Stelle 
gelegt." 
„Du würdest," antwortete ihm der Nachbar, „deinen Schatz 
doch nicht genutzt haben. Bilde dir also ein, der Stein sei dein 
Schatz, und du bist nichts ärmer." 
„Wäre ich auch schon nichts ärmer," erwiderte der Geizhals, 
„ist ein andrer nicht um so viel reicher? Ein andrer um so viel 
reicher? Ich möchte rasend werden."
	        
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