277 
gewissen mit dem Riegel korrespondierenden Teil zu lösen wußte. So er⸗ 
fanden die Franzosen Boissier und le Prince de Beaufond 1778 ein künsi⸗ 
liches Schloß, das einen besonderen Reichtum an Federn hatte, und das 
unzähligemal verändert werden konnte. Ein anderer konstruierte ein Vexier⸗ 
aß einen Schreckschuß abgab, wenn ein Uneingeweihter es zu bfnen 
ersuchte. 
„WVertvoller waren die Versuche, Sicherheitsschlösser herzustellen, 
die sich nach gewissen, nur dem Besitzer bekannten Einschnitten oder Merk— 
malen verändern ließen. Solche wuͤrden von den Engländern Marshal, 
Arkwright, Bullok und Zipper u. a. erfunden. Überhaupt haben Eng— 
länder und Amerikaner in neuerer Zeit auf dem Gebiete der Schlosserei 
das Hervorragendste geleistet Auf der Allgemeinen Weltausste lung, die 
1851 in London stattfand, hatte der Engländer C. Ausin 64 verschiedene 
Schloßkonstruktionen in Form einer Pyramide aufgestellt. Diese stellte 
gleichsam eine Geschichte des Schlosserhandwerks dan denn die Schlosser 
aller Zeiten, vom frühen Allertum bis zur Gegenwart, waren in der 
Pyramide vertreten. Von den vorzüglichen englischen Schlössern sind die 
von Chubb und Bramah — die letzten verbessert durch Barkes — am be— 
rühmtesten geworden. Sie galten zuerst für den Uneingeweihten als un— 
aufsperrbar, und die Verfertiger hatten im Vertrauen auf den geschickten Mecha— 
nismus der Schlösser Prämien für die ausgesetzt, denen es gelingen würde, 
sie zu öffnen. Viele hatten dies vergeblich versucht. Da erschien endlich 
der Amerikaner Hobbs und öffnete sowohl das Chubbsche wie das Bramahsche 
Schloß vor den ueh rgecisen das letzte allerdings erst nach fünf— 
stündiger mühevoller Arbeit. Indes gab er sich hiermit noch nicht zu⸗ 
frieden. Vielmehr machte er jetzt auf das von ihm ausgestellte, einige 
Jahre früher erfundene und von ihm noch verbesserte Newelesche Permu— 
tationsschloß*) aufmerksam und setzte eine Prämie von 1000 — 20000 . 
aus für den, der es zuerst öffnen würde. Trotz vierwöchiger An— 
strengung gelang dies niemand, obwohl es Hobbs vorher in Gegen— 
wart derer, die es verstehen wollten, geöffnet, zerlegt und die richtigen 
Schlüssel übergeben hatte. Das Newelesche Schloß war also das interessan⸗ 
teste, und der Amerikaner blieb Sieger über alle Mitbewerber um den 
höchsten Preis. 
Auf der ersten Londoner Weltausstellung waren auch bereits feuerfeste 
Geldschränke ausgestellt, die einem gewaltsamen Aufbrechen widerstanden. 
Insbesondere die deutsche Schlosserei war hierbei würdig vertreten. Seit— 
dem hat sich die Anfertigung von Geldschränken immer mehr zu einem 
selbständigen Fabrikationszweige der Schlosserei entwickelt. 
Heute ist das Schlossergewerbe in viele Abteilungen verzweigt. Die 
Herstellung sowohl von Einsteck- als auch von Vorlegeschlössern wird bis auf 
einen verschwindenden hausindustriellen Rest fabrikmäßig betrieben. Von 
der Schloßfabrikation hat sich teilweise schon die Herstellung von Schlüsseln 
abgetrennt. Der Hauptsitz der fabrikmäßigen Herstellung der Schlösser ist 
jetzt Velbert im Rheinlande, das insbesondere auch die billigen Massen— 
artikel für den Export liefert. Aber auch an anderen rheinisch westfälischen 
Das Permutationsschloß besitzt einen veränderlichen Schlüssel, daher diese Be— 
zeichnung.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.