Full text: (Für das 8. und 9. Schuljahr) (Teil 4 für Mädchen)

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Der Eintritt ins Handelshaus. 
Geselle, der Hrbeit verschmäht, ist wie ein Bettler, der Brot neben 
die Straße wirst. Die kleinste Orbeit schaffe, als sei sie dein Meister¬ 
stück, rasch und gut! Ehre den Meister und die Meisterin! Meide 
Spiel und Trunk! Sorge, daß, wo du gewesen, du wieder hin darfst, 
daß nie Flüche dich verfolgen, daß der Segen frommer Menschen 
dein Geleite sei!" 
So sprach langsam und in Obsätzen die Großmutter, und das 
Herz des jungen Gesellen war guter Vorsätze voll. Darauf faltete 
die Großmutter die Hände und betete: ,,Och du, mein Herr und 
mein Gott, sei mit meinem Kinde auf allen seinen Wegen und 
Stegen! Drücke du am Obend ihm die Ougen zu- am Morgen 
wecke du es wieder! In deine Hände befehle ich es mit Leib und 
Seele. Führe uns wieder zusammen, o Herr, mein Gott, wenn nicht 
auf Erden, doch im Himmelreiche und dann in alle Ewigkeit! Omen/' 
Ols die Töne des Gebetes verklungen waren in ihrem Herzen, 
küßte die Großmutter ihren Enkel, und ihre Stimme bebte, als 
sie zu ihm sagte: ,,Gute Nacht, liebes Kind! vergiß Gott nicht 
und auch mich nicht, so sehen wir uns einmal wieder, hier oder 
dort!" Jakob aber weinte laut, und wie ein liebes, gutes Kind 
hing er am Halse der Großmutter. ñus: Käthi, Die Großmutter. 
102. Oer Eintritt ins Handelshaus. 
Gustav Freitag. 
Ñutan Wohlfahrt war der Sohn eines kleinern Beamten. Dieser hatte 
einst Herrn Schröter, dem Inhaber eines sehr angesehenen großstädtischen Han¬ 
delshauses, einen wichtigen Dienst erwiesen und dafür von ihm Hilfe in jeder 
Not zugesichert erhalten. Kurz vor seinem Tode übergab der Vater seinem 
Sohne für Herrn Schröter einen Brief, der die Litte enthielt, Ñnton in sein 
Geschäft als Lehrling aufzunehmen. Nach dem Begräbnis suchte Ñnton den 
Handelsherrn auf, um ihm den Brief seines Vaters zu übergeben. In dem 
nachfolgenden Lesestück begegnen wir ihm zuerst, wie er die Schwelle des Ge¬ 
schäftshauses überschreitet. 
Ñnton trat mit klopfendem Herzen in den Hausflur und lockerte 
den Brief seines Vaters in der Brusttasche. Er war sehr klein¬ 
mütig geworden, und sein Kopf war so schwer, daß er sich am liebsten 
einen Ñugenblick hingesetzt hätte, um auszuruhen. Ober wie Kühe sah 
es in dem Hause nicht aus. vor der Tür stand ein großer Fracht¬ 
wagen, in dem Hause mächtige Fässer und Ballen, und riesengroße, 
breitschultrige Männer mit Lederschürzen und kurzen Haken im 
Gürtel trugen Leiterbäume, klirrten mit Ketten, rollten die Fässer 
und schnürten dicke Stricke durch künstliche Knoten zusammen- da¬
	        
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