Full text: (Für das 8. und 9. Schuljahr) (Teil 4 für Knaben)

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Silicernium genannt. Auf das Grab legte man Bohnen, 
Lattich/ Brod, Eier oder ähnliche Speisen, von denen man 
glaubte, daß die Abgeschiedenen kommen und essen würden. 
Was liegen blieb, verbrannte man. War die Urne eines 
großen Mannes der Erde übergeben worden, so wurde un-- 
gekochtes Fleisch unter das Volk ausgetheilt. Auch stellte 
man Gladiatorgefechte und andere Spiele an, die bisweilen 
mehrere Tage lang dauerten, und bisweilen bei der jährli¬ 
chen Gedächtnißseier des Verstorbenen wiederholt wurden. 
Den Männern war keine bestimmte Zeit zur Trauer 
vorgeschrieben; gewöhnlich dauerte sie nur wenige Tage, 
denn man glaubte, daß durch allzulanges Trauern die Ma¬ 
nen beleidigt würden. Doch trauerten die Frauen für ihre 
Männer und Aeltern zehen Monate lang. 
Wurde durch den Tod eines Kaisers oder sonst einen 
unglücklichen Fall das ganze Land in Trauer versetzt, so 
erfolgte ein gänzlicher Stillestand der Gerichte (Justitium), 
und die Gerichtshöfe wurden geschlossen. Bei einem über¬ 
aus großen Leid, der das Volk traf, ließ der Pöbel seinen 
Schmerz an den Göttern aus, warf ihre Tempel mit Stei¬ 
nen, und stürzte ihre Altäre um. 
Während einer Fami'lientrauer hielten sich die Römer zu 
Hause, gingen zu keinem Gastmahle, wohnten keinem Ver¬ 
gnügen bei. Sie schoren weder ihre Haare noch ihren 
Bart, und legten allen Schmuck ab. Ihre Trauerkleidrr 
waren schwarz. Bisweilen kleideten sie sich auch in Thier- 
feste, und zündeten kein Feuer im Hause an. Unter den 
Kaisern trauerten die Frauen in weißen Kleidern. 
Bei einer Landestrauer legten die Senatoren ihre Pur¬ 
purverbrämung und ihre Ringe, die Magistratspcrsonen aber 
die Ehrenzeichen ihres Amtes ab. Die Consuln saßen nicht
	        
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