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Minuten verstimmt gesehen hätte, dann brach der unverwüstliche Sonnen¬
schein seines Innern siegreich wieder hervor, und er wußte auch die
schlimmste Sache so zu drehen und zu wenden, daß ein Rosenschimmer
von ihr ausging. Er hatte in Hannover, wo wir zusammen die Technische
Hochschule besuchten, eine ganz geringe Unterstützung von Hause und
erwarb sich das Notdürftige durch schlecht bezahlte Privatstunden, dabei
schloß er sich aber von keiner studentischen Zusammenkunft aus und, was
für mich das Rätselhafteste war, er hatte fast immer Geld, so daß er
andern etwas zu borgen vermochte.
Eines Winterabends befand ich mich in der, ich muß es gestehen,
nicht allzu seltenen Lage, daß meine sämtlichen Hilfsquellen versiegt
waren, während mein Wechsel erst in einigen Tagen eintreffen konnte.
Nach sorgfältigem Umdrehen aller Taschen und Aufziehen sämtlicher
Schubladen hatte ich noch dreißig Pfennig zusammengebracht, und mit
diesem Besitztum, das einsam in meiner Tasche klimperte, schlenderte ich
durch die Straßen, in eifriges Nachdenken über die vorteilhafteste Anlage
dieses Kapitals versunken. In dieser Gedankenarbeit unterbrach mich
Hühnchen, der plötzlich mit dem fröhlichsten Gesicht von der Welt vor
mir stand und mich fragte, ob ich ihm nicht drei Taler leihen könne. Da
ich mich nun mit der Absicht getragen hatte, ein ähnliches Ansinnen an
ihn zu stellen, so konnte ich mich des Lachens nicht enthalten und machte
ihm die Sache klar. ,,Famos," sagte er, „also dreißig Pfennig hast du
noch? Wenn wir beide zusammenlegen, haben wir auch nicht mehr. Ich
habe soeben alles fortgegeben an unsern Landsmann Braun, der das
Geld notwendig brauchte. Also dreißig Pfennig hast du noch? Dafür
wollen wir uns einen vergnügten Abend machen!"
Ich sah ihn verwundert an.
„Eib mir nur das Geld," sagte er, „ich will einkaufen — zu Hause
habe ich auch noch allerlei — wir wollen herrlich leben heute abend —
herrlich sage ich!"
Wir gingen durch einige enge Gassen der Ägidienvorstadt zu seiner
Wohnung. Unterwegs verschwand er in einem kleinen, kümmerlichen
Laden, der sich durch ein paar gekreuzte Kalkpfeifen, einige verstaubte
Zichorien- und Tabakspakete, Wichsschachteln und Senftöpfe kennzeichnete,
und kam nach kurzer Zeit mit zwei Tüten wieder zum Vorschein.
Leberecht Hühnchen wohnte in dem Giebel eines lächerlich kleinen
und niedrigen Häuschens, das in einem ebenso winzigen Garten gelegen
war. In seinem Wohnzimmer war eben so viel Platz, daß zwei an-