VII. Geographische Stoffe.
200. Der Strom.
Robert Reinick.
1. Tief in waldgrüner Nacht
Ist ein Bächlein erwacht,
ctommt von Halde zu Halde ge¬
sprungen:
Und die Blumen, sie steh'n
Ganz verwundert und seh'n
In die Augen dem lustigen Jungen.
2. Und sie bitten: „Bleib' hier
In dem stillen Revier!"
Wie sie drängen, den Weg ihm
zu hindern!
Doch er kützt sie im Flug,
Und mit neckischem Zug
Ist entschlüpft er den lieblichen
Kindern.
3. Und nun springt er hinaus
Aus dem stillgrünen Haus:
„O du weite, du strahlende
Ferne!
Dir gehör' ich, o Welt!" —
Und er dünkt sich ein Held,
Und ihm leuchten die Augen wie
Sterne.
Breid enstein, Mittelschullesebuch III.
4. „Gebt mir Taten zu tun!
Darf nicht rasten nicht ruh'n,
Soll der Vater, der alte,mich loben."
Hoch zum Flusse geschwellt,
Von dem Fels in die Welt
Braust er nieder mit freudigem
Toben.
5. „Gebt mir Taten zu tun!
Kann nicht rasten, nicht ruh'n!"
Und schon hört man die Hämmer
ihn schmettern,
Und vorbei an dem Riff
Trägt er sicher das Schiff
In dem Kampf mit Sturm und
mit Wettern.
6. Immer voller die Lust,
Immer weiter die Brust!
Und er wächst zum gewaltigen
Strome:
Zwischen rankendem Wein
Schauen Dörfer darein
Und die Städt' und die Burgen
und Dome.
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