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menschliche Gestalten, Nischen und zierliche Figuren, — alles aus Salz, —
nur daß dies letztere keineswegs so blendend weiß erscheint, wie wir es
bei der Mahlzeit im Salzgefäß zu sehen gewöhnt sind, sondern feucht
und grau, viel weniger freundlich. An bestimmten Tagen des Jahres
versammeln sich die Bergleute in dieser Kapelle bei festlichen Gelegenheiten
zu einem feierlichen Gottesdienst.
Nach der andern Seite des Gewölbes senkt sich die Decke niedriger
bis fast zum Boden. Doch was ist es, das so funkelnd wie Wasser
das Licht zurückstrahlt? Wir gehen näher. Wirklich ein unterirdischer
See! Schwarz breitet sich dieser ruhige, nie von einem Winde bewegte
Spiegel ins unabsehbare Finstere der Bergestiefe aus. Kristallklar und
rein ist seine Flut, doch so salzig, als überhaupt nur Wasser sein kann.
Selbst das Wasser mag nur eine bestimmte Portion Salz verspeisen,
oder, wie wir gewöhnlich sagen, in sich auflösen; wenn ihm noch mehr
davon geboten wird, legt es den Überschuß auf seinen Grund, als ein
Ersparnis unangerührt zurück. Freundlich nötigen uns jetzt die Bergleute,
in einen Kahn zu steigen, der hier am Ufer des unterirdischen Sees steht.
Wir halten eine sonderbare Fahrt! Die Decke wird, je weiter wir vom
Ufer fahren, desto tiefer — jetzt berührt sie unsere Häupter, wir müssen
uns bücken, ja im Kahn fast niederlegen — so dicht senkt sie sich auf
den Wasserspiegel nieder. Doch nach kurzer Strecke wird der Raum
auch wieder größer, eine zweite Halle mit weiten Säulengängen nimmt
uns am andern Ufer auf. Reges Treiben herrscht hier. Bergleute hauen
Salzmassen los, die unreinen sprengen sie durch Pulver, die reineren
trennen sie sorgsam mit dem Meißel von den Felsen. Hier schaffen
einige durch a-ngespannte Pferde das Salz zu jenen Stellen, an welchen
es zu Tage emporgewunden wird; dort beginnen andere einen neuen
Gang zu hauen, während wieder andere eine gefährliche Stelle, die
einzustürzen droht, mit Holzsäulen stützen.
Nicht an allen Stellen des Bergwerks ist das Salz so rein, daß
es zum unmittelbaren Verbrauche dienen kann — an den meisten ist
es mit Ton und Sand vermengt. Hier bedient sich der Mensch des
Wassers als Gehilfen. Er leitet es zum schmutzigen Salze, es löst
dasselbe auf und wird als gesättigte Sole wieder durch Pumpen ans
Tageslicht gehoben. In mächtigen Kesseln und Pfannen, unter denen
ein wohlgenährtes Feuer lodert, verdampft das Wasser, und die weißen
Salzkristalle bleiben rein und unvermischt auf dem Boden und an den
Seiten der Gefäße zurück. —