Full text: (Sechstes und siebentes Schuljahr) (Teil 3 für Kl. 4 u. 3)

nur ein Übergang, und ich nahm diese Stellung an, well sich — offen 
gesagt — für den Augenblick nichts Besseres darbot. Unterdessen aber" 
— fuhr er fort, indem er aus einem vor ihm liegenden Käse eine 
Anzahl zierlicher Würfel schnitzte — ,,unterdessen werfe ich nach allen 
Seiten Angeln aus und warte darauf, daß ein Haupthecht anbeißt." 
Indem kam ein kleines Mädchen in den Laden und forderte: 
„Für einen Sechser von der ganz guten Butter und für einen Sechser 
von der weniger guten!" Er beachtete das Kindchen gar nicht, sondern 
hub wieder an: „Was ich jetzt auf dem Korn habe, ist ein Unternehmen, 
über dessen Wesen und Zweck ich dir noch nichts vertrauen darf. Es geht 
von einet Gesellschaft aus, die über große Mittel gebietet, und nicht 
unmöglich ist es, daß ich die Leitung des Ganzen . . ." 
Da ging im Hintergründe des Ladens eine Tür auf, und es zeigte 
sich eine starke Frau mit rotem Gesicht und strenger Miene. In demselben 
Augenblick fuhr mein Schulfreund zusammen, verbarg schnell sein Würfel¬ 
werk in ein Schubfach, warf mir einen wehmütigen Blick zu und fertigte 
mich und die Kleine stillschweigend ab. 
Darauf, als es Sommer geworden war, traf ich ihn wieder in 
einem öffentlichen Garten. Er war dort aber nicht als Gast, sondern 
als Kellner. In der einen Hand mehrere Bierseidel, in der andern ein 
halb Dutzend Teller, kam er auf mich zu. „Haha!" — lachte er mir 
entgegen — „ich muß mich recht spaßhaft ausnehmen als Kellner! Nun, 
es ist nur vorübergehend. Die Sache ist die: Butter und Käse konnten 
meinem Geist nicht mehr genügen; das Unternehmen, von dem ich 
neulich sprach" — ihm glitten zwei Seidel aus der Hand und zerschellten 
am Boden — „das Unternehmen zerschlug sich." 
„Kellner! Kellner!" klang es von einem Tische. 
„Gleich! Gleich! — Jetzt habe ich etwas Neues in Aussicht." 
„Kellner! Kellner!" — „Etwas Großartiges" — „Kellner!" 
„Häuserbau!" rief er noch schnell und wandte sich, um die Gäste zu 
bedienen. 
Nach kaum vier Wochen trat mir mein Schulfreund wieder in 
anderer Gestalt entgegen, und zwar diesmal als Dienstmann an einer 
Straßenecke. Er sah übel aus, versuchte aber, ein heiteres Gesicht zu 
machen, als er mich anredete. „Nun," sagte er, „wie gefall' ich dir so?" 
„Nicht übermäßig," erwiderte ich. — „Tut nichts!" sagte er. „Es ist 
einer derjenigen Übergänge, die jeder durchmachen muß, der etwas 
erreichen will. Ich kann es nicht leugnen, daß ich augenblicklich auf einem
	        
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