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gehalten wird. Seht, da sitzt es und hält mit den Vorderfüßchen
einen Tannenzapfen. Wie geschickt es hinter den dichten
Schuppen den glatten Samen herauszunagen weiß! Zwischen
den beweglichen Lippen werden durch einen Spalt von Zeit zu
Zeit die beiden langen Schneidezahne sichtbar, denen auch die
härtesten Nüsse nicht zu hart sind. Das sind gefährliche Waffen,
vor denen man auf der Hut sein muß. Draußen im Walde
bemerkt man die Spuren dieser Zähne — namentlich in solchen
Jahren, wo die Baumsamen mißraten sind — als zweifurchige
Wunden der Baumrinde, die in regelmäßigen Abständen schrauben¬
förmig um den Stamm laufen. Auch mancher junge Vogel
muß unter ihrem Biß verbluten. Jetzt hat das Tier den Zapfen
ausgekernt und wirft ihn beiseite, um sich nach anderer Nahrung
umzusehen. Den Buschschwanz, den es bisher wie ein Frage¬
zeichen gekrümmt an den Körper anschmiegte, streckt es in
flachem Bogen nach hinten und eilt davon, wegen der längeren
Hinterbeine mehr hüpfend als laufend. Neben dem Käsig ist
ein Rad, dort ist das Eichhörnchen durch eine Tür hinein¬
geschlüpft und setzt es mit seinen flinken Pfötchen in schnelle
Drehung. Wie anmutig sind seine Bewegungen, wie munter
und possierlich ist sein ganzes Wesen selbst hier in diesem engen
Raum! Freilich lustiger geht in der Freiheit die wilde Jagd
von Ast zu Ast, von Baum zu Baum. Denn ähnlich wie beim
Affen ist auch beim Eichhörnchen der ganze Körper dem Baum¬
leben aufs beste angepaßt. Ganz besonders gute Dienste leistet
ihm bei dieser Lebensweise sein langer, zweizeilig behaarter
Schwanz, der bei den waghalsigen Sprüngen die Stelle einer
Balancierstange versehen muß. Zum Aufenthalt ist ihm jeder
Wald recht, gleichviel ob Laub- oder Nadelwald. Auf hohen
Bäumen legt es aus Reisig seine kugeligen Nester an, überwölbt
sie wasserdicht und stopft sie mit Laub und Moos fest aus.
Das Einsteigeloch liegt gewöhnlich abwärts und gegen den Wind
geschützt. Von diesen Nestern hat das Eichhorn stets mehrere
zur Verfügung; im März und im Juni finden sich drei bis
sieben Junge darin, die neun Tage lang blind bleiben und von