Full text: Für Quinta (Teil 2, [Schülerband])

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gehalten wird. Seht, da sitzt es und hält mit den Vorderfüßchen 
einen Tannenzapfen. Wie geschickt es hinter den dichten 
Schuppen den glatten Samen herauszunagen weiß! Zwischen 
den beweglichen Lippen werden durch einen Spalt von Zeit zu 
Zeit die beiden langen Schneidezahne sichtbar, denen auch die 
härtesten Nüsse nicht zu hart sind. Das sind gefährliche Waffen, 
vor denen man auf der Hut sein muß. Draußen im Walde 
bemerkt man die Spuren dieser Zähne — namentlich in solchen 
Jahren, wo die Baumsamen mißraten sind — als zweifurchige 
Wunden der Baumrinde, die in regelmäßigen Abständen schrauben¬ 
förmig um den Stamm laufen. Auch mancher junge Vogel 
muß unter ihrem Biß verbluten. Jetzt hat das Tier den Zapfen 
ausgekernt und wirft ihn beiseite, um sich nach anderer Nahrung 
umzusehen. Den Buschschwanz, den es bisher wie ein Frage¬ 
zeichen gekrümmt an den Körper anschmiegte, streckt es in 
flachem Bogen nach hinten und eilt davon, wegen der längeren 
Hinterbeine mehr hüpfend als laufend. Neben dem Käsig ist 
ein Rad, dort ist das Eichhörnchen durch eine Tür hinein¬ 
geschlüpft und setzt es mit seinen flinken Pfötchen in schnelle 
Drehung. Wie anmutig sind seine Bewegungen, wie munter 
und possierlich ist sein ganzes Wesen selbst hier in diesem engen 
Raum! Freilich lustiger geht in der Freiheit die wilde Jagd 
von Ast zu Ast, von Baum zu Baum. Denn ähnlich wie beim 
Affen ist auch beim Eichhörnchen der ganze Körper dem Baum¬ 
leben aufs beste angepaßt. Ganz besonders gute Dienste leistet 
ihm bei dieser Lebensweise sein langer, zweizeilig behaarter 
Schwanz, der bei den waghalsigen Sprüngen die Stelle einer 
Balancierstange versehen muß. Zum Aufenthalt ist ihm jeder 
Wald recht, gleichviel ob Laub- oder Nadelwald. Auf hohen 
Bäumen legt es aus Reisig seine kugeligen Nester an, überwölbt 
sie wasserdicht und stopft sie mit Laub und Moos fest aus. 
Das Einsteigeloch liegt gewöhnlich abwärts und gegen den Wind 
geschützt. Von diesen Nestern hat das Eichhorn stets mehrere 
zur Verfügung; im März und im Juni finden sich drei bis 
sieben Junge darin, die neun Tage lang blind bleiben und von
	        
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