Full text: (Sechstes und siebentes Schuljahr) (Teil 3 für Kl. 4 u. 3)

hinreichend erwogen worden, wie es verständigen Männern ziemt, 
wurde beschlossen, daß Jansen reisen sollte. 
Vier Wochen später schritt Herr van Steen in seinem Ratsherrn¬ 
gewand mit Jansen neben und zwei schwer bepackten Dienern hinter 
sich dem Hafen zu. Die den ganzen Hafendamm bedeckende Menge 
des Volkes, die unter Musik und Jauchzen der Zurüstung und 
Abfahrt des großen Handelsschiffes harrte, machte, als Gruit mit 
Jansen ankam, ehrerbietig Platz; denn der wackere Mann war geliebt 
und geachtet von alt und jung, vornehm und gering. Einige Rats¬ 
herren, Freunde der beiden, traten freundlich grüßend hinzu, und 
der ältere, ein Mann mit greisem Haar und Bart, sprach: „Freund 
Hermann, Euer Schiff ist schier schwer bepackt und geladen, Ihr 
habt doch nicht zu viel gewagt? Denn weit ist der Weg und 
gefährlich die Fahrt, und unser Jansen ist eben auch keiner der 
Jüngsten mehr." Herr Hermann zuckte die Achseln und sprach: 
„Der Jansen hass auf sich; ihm, seiner Treue, Kenntnis und Ge¬ 
schicklichkeit hab' ich vertraut und alles überlassen." Aber Jansen 
antwortete munter: „Laßt's euch nicht anfechten, ihr Herren! Es 
ist das dritte Mal, daß ich die Fahrt mache, und aller guten Dinge 
sind ja drei; drum hoffe ich fest, wir sehen uns gesund und freudig 
wieder; wir haben ja das Sprichwort: Gott verläßt keinen Deutschen — 
und den alten Jansen nun schon einmal gar nicht; drum lebet wohl!“ 
Da donnerte der erste Signalschuß zur Abfahrt, und das Boot, 
das ihn einnehmen sollte zur Abfahrt nach dem Schiffe, hatte eben 
gelandet. Der ehrliche Jansen drückte seinem Herrn noch einmal 
kräftig beide Hände, ein paar Tränen träufelten dem alten Jung¬ 
gesellen in den Bart, und er stieg ein. Die Musik ertönte lebhafter; 
leicht hinziehend über die spiegelglatte Fläche, langte schnell das 
Boot am Schiffe an. Hinauf stieg Jansen, und nun donnerte der 
letzte Kanonenschuß zur Abfahrt. Alle Wimpel flaggten, und stolz 
flog das Schiff dahin, alle Segel gebläht vom günstigen Winde; 
vom Verdeck winkte noch einmal Jansen mit dem Tuche das letzte 
Lebewohl, und bald war das Schiff dem Auge kaum mehr sichtbar. 
Die Menge verlief sich, und die Herren schritten unter freundlichen 
Gesprächen ihren Wohnungen zu. 
Drei Vierteljahre waren verflossen, und kein Jansen kam zurück, 
noch irgendeine Nachricht von ihm; wohl aber hatten sich dunkle 
Gerüchte verbreitet von deutschen Handelsschiffen, welche in der
	        
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