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ein von der Eile ganz erhitzter Mann mit sonnenverbranntem Gesicht
in Schiffertracht, begleitet vom wedelnden Boll, und wiederholte
mit Donnerstimme: „Vierhundert Mark zum andern-, zum dritten-
und letztenmal!“ und schlug mit seinem spanischen Rohre dergestalt
auf den Tisch, daß des Auktionators Papiere umherflogen und dieser
wie die ganze Menge zusammenschrak. „Herr Gott, unser Jansen!“
rief Hermann und fiel ihm um den Hals. Der aber fuhr fort:
„Ja, ich bin’s; unser Schiff liegt voll Waren, worunter auch Gold¬
barren, im Hafen; aus ist die Auktion; nun fort ihr alle!“ —
dabei schwenkte er das Rohr über den Köpfen hin. „Morgen kommt
aufs Rathaus, da soll alles samt Interessen bezahlt werden; denn
wissen sollt ihr: Unser alter Herrgott lebt noch, unser gutes Haus
steht noch, und die Firma Hermann Gruit van Steen floriert noch!
Und nun seid erst freudig gegrüßt in der Heimat, mein Herr Hermann
und Frau Elisabeth, von eurem alten Jansen!“
44. Deutsche Frauen im Dienste des Vaterlandes.
Von Dincklage-Campe.
Dankbar gedenken wir der Männer, die im Deutsch-Französischen
Kriege freudig ihr Leben einsetzten für die Ehre und die Freiheit des
Vaterlandes. Aber wir wollen auch der hochherzigen Frauen nicht
vergessen, die den Sterbenden die letzte Labung boten, Wunden
verbanden, Kranke pflegten und ihres Samariterberufes walteten auf
dem Kriegsschauplatz und in der Heimat, in Lazaretten und Baracken,
auf den Verpflegungsstationen und in Privathäusern: der Schwestern
der freiwilligen Krankenpflege.
Grosz war die Zahl der deutschen Frauen jeden Alkers, jedes
Standes, die so ihre ganze Kraft für das Wohl des Vaterlandes
einsetzten. Nicht durch die Schrecken des Spitalfiebers, nicht durch die
Gefahren des Typhus und der Cholera, nicht durch die Unbilden des
Wetters und die Anstrengungen schlafloser Nächte ließen sie sich zurück¬
halten, ihre Arbeit, ja, Gesundheit und Leben einer opfervollen Tätigkeit
zu weihen. Wer schwer verwundet daniederlag, der weiß, wie gerade
Frauenhand geeignet ist, die Anordnungen der Ärzte in zarter, vorsichtiger
Weise auszuführen, wie Frauensorgsamkeit den Hospitälern ein mildes,
freundliches Gepräge zu geben vermag. Mit Jubel wurden überall die
„Schwestern" begrüßt, wenn sie in ihrer einfachen schwarzen Tracht