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Zu des Südpols nie erblickten Sternen 
dringt sein rastlos ungehemmter Lauf; 
alle Inseln spürt er, alle fernen 
Küsten — nur das Paradies nicht auf. 
Ach, umsonst auf allen Länderkarten 
spähst du nach dem seligen Gebiet, 
wo der Freiheit ewig grüner Garten, 
wo der Menschheit schöne Jugend blüht. 
Endlos liegt die Welt vor deinen Blicken, 
und die Schifffahrt selbst ermißt sie kaum; 
doch auf ihrem unermessnen Rücken 
ist für zehen Glückliche nicht Raum. 
In des Herzens heilig stille Räume 
mußt du fliehen aus des Lebens Drang! 
Freiheit ist nur m dem Reich der Träume, 
und das Schöne blüht nur im Gesang. 
4. Aus „Hermann und Dorothea." 
(Johann Wolsgang von Goethe.) 
(Gesang 6, Klio, Vers 1 bis 80. Rede des Richters unter den Vertriebenen über die 
französische Revolution.) 
Als rinn der geistliche Herr den fremden Richter befragte, 
was die Gemeine gelitten, wie lang' sie von Hause vertrieben, 
sagte der Mann darauf: Nicht kurz sind unsere Leiden; 
denn wir haben das Bitt're der sämtlichen Jahre getrunken, 
schrecklicher, weil auch uns die schönste Hoffnung zerstört ward. 
Denn wer leugnet es wohl, daß hoch sich das Herz ihm erhoben, 
ihm die freiere Brust mit reineren Pulsen geschlagen, 
als sich der erste Glanz der neuen Sonne heranhob, 
als man hörte vom Rechte der Menschen, das allen gemein sei, 
von der begeisternden Freiheit und von der löblichen Gleichheit! 
Damals hoffte jeder, sich selbst zu leben; es schien sich 
aufzulösen das Band, das viele Länder umstrickte, 
das der Müßiggang und der Eigennutz in der Hand hielt. 
Schauten nicht alle Völker in jenen drängenden Tagen 
nach der Hauptstadt der Welt, die es schon so lange gewesen 
und jetzt mehr als je den herrlichen Namen verdiente?
	        
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