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Seht, unsre besten Tage, die waren nun dahinü¬
ber Franz lag meiner Alten zn sehr in Herz und Sinn.
Sie konnt' sich nicht mehr freuen, ich konnt' es auch nicht mehr;
Gott hat sie heut erlöset von Jammer und Beschwer.
Seht, Nachbar, nun beginn ich, die Linde umznhau'n;
ich will für meine Alte d'raus einen Sarg erban'n;
ich hab' den Baum gemefsen: wohl hält er Holz zu zwei'n;
bald zimmr' ich auch den andern, und ihr — legt mich hinein."
81. Das Appellationsgericht im Wasser.
(Ludwig Josephson.)
Wer nicht weiß, was eine Witwe sei, kann's oft genug im Leben lernen
und auch aus dieser Geschichte. Eine Witwe ist ein weites Wehe. Der
Erzähler hat's oft gesehen, und gestern noch, als ein Sarg aus seines
Nachbarn Hause hinausgetragen ward und droben hinter den verhangenen
Fenstern eine dunkle Franengestalt plötzlich die Arme ausbreitete und einen
einzigen hellen Angstschrei ausstieß, da wußte er wohl, droben schreie das
weite Wehe so herzdnrchdringend auf, weil in dem engen Sarge ein lieber
Mann weggetragen wurde; und war der Blick auf das kleine, vaterlose
Knäblein, das zwischen zwei Anverwandten zunächst hinter dem Sarge ging,
darin sein Vater ruhte, ein trauriges Bild: jener Schmerzensrnf der Mutter
war ein viel traurigerer Ton.
Als aber in. einem süderländischen Gebirgsdorfe ein Ackersmann ge¬
storben war, saß nach der Beerdigung die Witwe einsam in dem engen
Gemache, und war doch nicht einsam; denn neun Kinder saßen um sie her,
von dem jüngsten an, das auf ihrem Schoße schlief, bis zu dem ältesten
hinauf, das am Spinnrade saß, jegliches auf seinem Platze, ganz wie immer;
nur ein Platz war leer, oben am Tische, wo immer der Verstorbene gesessen
hatte, wenn der liebe Feierabend kam, und darum war die Witwe einsam.
Und war doch nicht einsam; denn der kam zu ihr, der da „besuchet und
erlöset sein Volk, und hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils," und
tröstete sie und sprach von Witwenthränen, die wohl die Wangen herab¬
fließen, aber über sich schreien zu Gott, der sie zählet, und von der rechten
Vaterschaft über alles, was da Kinder heißet im Himmel und auf Erden;
und durch das stille Gemach zogen viel liebe Klänge, wie die: „Besiehl dem
Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird's wohl machen;" und bald
war das Gesangbuch aufgeschlagen, und Mutter und Kinder sangen das
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