fullscreen: Mit 42 Abbildungen (Teil 1 = (2. und 3. Schuljahr), [Schülerband])

137 — 
Im Herbst sind die Walnüsse reif. Dann sagt der Vater: „Kommt, 
Kinder, wir wollen die Nüsse einernten!“ Ach, wie freuen wir uns da! 
Schnell holen wir die Körbe hervor. Der Vater nimmt eine lange 
Stange in die Hand, und fort geht es in den Garten. Dort schlägt 
der Vater fest an die Zweige des Walnußbaumes. Der gute Baum 
erschrickt darüber so, daß er seine Früchte fallen läßt. Es ist, als ob es 
Walnüsse regnete, und bald ist der ganze Rasen mit ihnen bedeckt. Nun 
lesen wir Kinder die Walnüsse in die Körbe und bringen sie der lieben 
Mutter. Die schneidet den Walnüssen die grüne Schale ab und läßt sie 
auf die luftige Dachkammer tragen. 
Wenn wir nun einmal recht artig und fleißig gewesen sind, so holt 
die Mutter einige Nüsse herunter und schenkt sie uns Kindern. Wir 
nehmen dann unsern Nußknacker hervor, legen ihm eine Nuß zwischen 
die Zähne, drücken seinen Mund zu, und krach! ist die harte Schale 
entzwei. Wir nehmen den süßen Kern heraus und lassen ihn uns wohl— 
schmecken. 
Kommt nun aber erst die schöne Weihnachtszeit, dann sollen auch 
unsre Nüsse sich noch einmal freuen. Da zieht ihnen der liebe Weih— 
nachtsmann ein silbernes oder goldenes Kleid an und hängt sie an den 
herrlichen Christbaum. Fricke. (Deutsche Jugend.) 
170. Der Gefangene. 
1. Ein kleiner Schmetterling flatterte vergnügt im Garten umher 
und besuchte die Blumen, die überall ihre duftigen Kelche geöffnet hatten. 
Endlich sah er eine glänzende Tulpe, stürzte sich hastig in ihren Schoß 
und freute sich über die Maßen des herrlichen Palastes. „Ja,“ dachte 
er bei sich, „hier ist gut sein; so bald gehst du gewiß nicht wieder fort!“ 
Und er tummelte sich lustig in der schwankenden Blume und leckte bald 
hier, bald dort von dem duftigen Blütenstaube. Mittlerweile kam der Abend 
heran. Die Sonne sank immer tiefer, und die Tulpe fing an, ihren Kelch 
zu schließen. Der Schmetterling aber dachte nicht ans Nachhausegehen. 
Mehr und mehr schlossen sich mit der untergehenden Sonne die Blätter. 
Es wurde dunkel im Palaste, und endlich erinnerte sich unser Sommer— 
vogel, daß es Zeit zum Abschied sei. Aber es war zu spät; die Tulpe 
hatte sich schon ganz geschlossen, und der kleine Näscher war gefangen. 
Vergebens klopfte er mit den Flügeln an die Wände seines schönen 
Kerkers; niemand öffnete ihm. Die Blume blieb still und ruhig, und unser 
Schmetterling mußte sich in sein Schicksal fügen. Ach, wie lange dauerte
	        
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